Netze / Gleichstrom-Brücke von Nord nach Süd auf vorhandenen Trassen

Gleichstrom soll Netzausbau beschleunigen

24.04.2012

Der Netzausbau in Deutschland könnte günstiger und schneller vonstatten gehen. In Europa soll ein Netz aus Gleichstromleitungen entstehen, das Strom in größeren Mengen und dazu fast verlustfrei transportieren soll. (…)

Neue Leitungen auch in Europa geplant
Bundesnetzagentur und Bundesregierung müssen den Plänen noch zustimmen. Die Nord-Süd-Leitung soll in bestehenden Trassen an Höchstspannungsmasten angehängt werden, bestätigte Amprion in Dortmund einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)“.

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Amprion und EnBW planen Gleichstrom-Brücke von Nord nach Süd auf vorhandenen Trassen

Die Netzbetreiber Amprion und TransnetBW (EnBW) planen eine 430 Kilometer lange Gleichstrom-Leitung, die eine Leistung von 2500 Megawatt (MW) vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren könnte.

Der Neubau eines deutschen „Overlay-Netzes“ für Gleichstrom, wie er unlängst vom Netzbetreiber TenneT verlangt wurde (120205), wäre damit nicht mehr erforderlich. Vor allem würden die praktisch unlösbaren Schwierigkeiten vermieden, die der Verwirklichung eines solchen Projektes in der dichtbesiedelten Bundesrepublik entgegenstehen. Auch der angebliche Bedarf an 4360 Kilometern neuer Hochspannungsleitungen, den Netzbetreiber und Branchenverbände via „Deutsche Energie-Agentur“ anmeldeten (101101), würde damit ein weiteres Mal in Frage gestellt.

Die Hochspannungs-Gleichstromübertragung ist sinnvoll, um große Strecken möglichst verlustfrei zu überbrücken oder Drehstrom-Systeme unterschiedlicher Frequenz miteinander zu verbinden. Während bei Drehstrom der „Scheinwiderstand“ der Leitungen mit der Länge zunimmt und die übertragbare Wirkleistung geringer wird, zählt bei Gleichstrom nur der Ohmsche Widerstand der Leitungen, und das umso weniger, je höher die Spannung ist. HGÜ verringert deshalb die Verluste und erhöht die Kapazität der Leitungen. Allerdings bleiben sowohl die Erzeugung als auch der Verbrauch auf Drehstrom (bzw. einphasigen Wechselstrom für Kleinverbraucher) ausgerichtet. Deshalb müssen HGÜ-Strecken als Punkt-zu-Punkt-Verbindungen errichtet und mittels Umrichtern in das Drehstromnetz eingebunden werden.

Gleich- und Wechselrichter gibt es schon lange. Eine großtechnische Anwendung von HGÜ wurde aber erst dank der Halbleiter-Technologie (Thyristoren) ab den siebziger Jahren möglich. (…)
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April 2012 / ENERGIE-CHRONIK