Tutzinger Natur – Kommentar

Starnberger See und westlich angrenzende Gebiete

Ausgerechnet eines der wenigen zusammenhängenden Waldflächen in Mitten von Flach- und Quellmooren sollen zu Gunsten eines australischen Investors zerstört werden.
Und auch die ständigen Beteuerungen der Projektplaner und dem Bernrieder Bürgermeister Steigenberger, dass diese einmalige Natur nicht beeinträchtigt würde, werden schon allein durch einen Blick auf die Karte entlarvt.
Das Gebiet ist nicht erschlossen und gilt als Rückzugsgebiet für Amphibien, Reptilien und Vögel.

Eine Studie, für die BE-Geothermal GmbH (Projekt-Planer) von Landschaftsarchitekten erstellt, nennt ausser der streng geschützten Gelbbauch-Unke nur noch den dunklen und hellen Wiesenkopf-Ameisenbläuling, die hier betroffen wären. Der Unke würde man einen streng geschützten Drumlin abhobeln (Moränenbuckel, Drumlin – Geotop geschützt)

Das Bayerisches Fachinformationssystem Naturschutz gibt folgende relevante Merkmale dieses Gebiets an: Nahrungs- und Fortpflanzungshabitat Amphibien, Frösche, für div. Wasservögel, Libellen und Falter. Allerding ohne eine nähere Spezifizierung der Arten, bis auf die Blaugrüne Mosaikjungfer, Gemeine Winterlibelle, Graureiher, Haubentaucher und Stockente.
Den Anwohnern, Naturfreunden und Wanderern sind viele weitere bedrohte Tierarten in diesem Gebiet bekannt.
Desweiteren benennt das Bayerisches Fachinformationssystem Naturschutz (FIN-web) eine einmalige Flora, z.B. Orchideen und Enzian, Simsen-Lilie, Blauer Sumpfstern, Binse und Darvalls-Segge, Kopfried, Trollblume und Knabenkraut, Schlüsselblume und Sumpf-Herzblatt und viele Weitere.

Die Gefährdung des ökologisch wertvollen Rötlbachs (Röhrlbach bei den Einheimischen) wird mit keinem Wort erwähnt. Dieser speist sich aus vielen kleinen Bächen, die in diesem Gebiet zusammenlaufen und auch den geplanten Kraftwerksstandort queren.
Er mündet in das Naturschutzgebiet Karpfenwinkel (Bucht bei Unterzeismering) und ist einer der wichtigsten Zuflüsse in den Starnberger See. Eine chemische Verschmutzung dieses Gewässersystems wäre eine ökologische Katastrophe.

An Röhrlbach und seinen Zuläufen wachsen Berg-Ahorn, Schwarz-Erle, Moor-Birke, Rotbuche, Esche, Zitter-Pappel, Vogelkirsche, Stiel-Eiche, Späte Trauben-Kirsche, Hasel, Schlehe, Korbweide, Holunder usw. Schilf, Simse, Schwingel, Segge usw., die zur Erschliessung für ein Kraftwerk weichen müssten.

Basis: ©google, hellblaue Linie beschreibt die Landkreisgrenze

Dass sich diese Art der Kraftwerke grundsätzlich in einem Versuchs- und Forschungs-Stadium befinden, ist den zuständigen Behörden bestens bekannt. Das einzige Geothermie-Kraftwerk in Bayern, das Strom erzeugen kann ist Unterhaching. 2/3 des erzeugten Stroms verbraucht das Kraftwerk nach eigenen Angaben selbst. Das Kraftwerk Unterhaching liegt in einem Gewerbegebiet zwischen zwei Autobahnen und direkt bei den Abnehmern von Wärme, die in einem parallelen Prozess gefördert wird.

Wärmenetze gibt es aber weder in Bernried, noch in Tutzing und bei der aktuellen Haushaltslage ist nicht davon auszugehen, dass der Bau eines Fernwärmenetzes überhaupt realisierbar wäre. Grundsätzlich sind Fernwärmenetze in so zersiedelten Gebieten, wie am Starnberger See blanker Unsinn! Hier wäre auch das Dorf Bernried gut beraten gewesen, als 1. den Bedarf nach einem Fernwärmenetz zu ermitteln!, um dann zu ermitteln, welche Art der Energieversorgung geeignet ist.
Stattdessen lässt man jetzt Natur und Nachbarn büssen, beruft sich dabei auf ein Berggesetz, dass in seiner zu Grunde liegenden Form Zeiten vor einer Demokratie in Deutschland entstammt!

Das Geothermie-Kraftwerk wird ein reines Industrie-Projekt zur Stromerzeugung und ist das Ergebnis einer Fehlplanung im EEG, das hohe Einspeisevergütungen für Strom aus Tiefer Geothermie vorsieht. Dabei wird nicht die Strommenge vergütet, die dem Netz tatsächlich zur Verfügung gestellt wird, sondern die Brutto-Strommenge. Das Kraftwerk wird nur deshalb angestrebt, weil der Kraftwerksbetreiber billigen Atom-Strom einkaufen darf, den er durch die Anlage schickt und dann als teuren Geothermiestrom verkaufen darf. Das ist ein grosses Geschäft, selbst wenn dem Netz überhaupt kein zusätzlicher Strom zur Verfügung steht.

Raubbau an der Natur

Die Behauptung der BE-Geothermal, dass die Nutzungsdauer des Kraftwerks 300-500 Jahre betragen würde, ist an Un-Seriösität kaum noch zu übertreffen!

Allgemein wird von einer Nutzungsdauer von ca. 30 Jahren ausgegangen, wobei das Lebensalter der Bohrungen bei ca. 15 Jahren anzusetzen ist.
Zu so grossen Wasser-Entnahmemengen, wie sie die BE-Geothermal GmbH plant gibt es keinerlei Erfahrungswerte. Es ist aber davon auszugehen, dass bei diesem Raubbau die Nutzungsdauer eher geringer als 30 Jahre sein wird.

In Deutschland gibt es keine Gebiete in denen die natürliche Energieabgabe (Wärmestromdichte) deutlich über dem Mittelwert von 0,06 W/m2 liegt. Jedes Geothermiekraftwerk fördert also in seinem Einzugsbereich eine Wärmemenge, die 100 – 1.000 mal größer als die natürliche Wärmeabgabe ist.

Widerstand

Weit mehr als 1.200 Menschen haben sich bereits aus den umliegenden Ortschaften zur Bürgerinitiative BIF UNAE zusammengeschlossen, um diese unsinnige Naturzerstörung zu verhindern!
Die Meisten kommen aus Tutzing, Unterzeismering, Kampberg, Haunshofen, Wielenbach, Jenhausen, Seeshaupt, Bauerbach, Karra und Bernried. Weitere Initiativen, die das GKW-Bernried in unserer wertvollen Natur ablehnen haben sich gebildet. Sobald der Wald abgeholzt wird und spätestens sobald der Schwerverkehr die Seestrasse entlang rollt, werden immer mehr Anwohner aktiven Widerstand leisten!

R.F-J

Zu weiteren regionalen Informationen