Ja, liebe Mitglieder des Energiewendevereins, oder genauer einzelne liebe Mitglieder:
Dass viele von Ihnen das GKW Bernried befürworten und einen weiteren Ausbau der tiefen Geothermie im Fünf-Seen-Land wünschen haben wir ja inzwischen mitbekommen. Aber geht es jetzt speziell um das Jahr 2035 oder gibt´s auch ein Leben danach? Wenn die heisse Ware aus dem Untergrund abgeschöpft ist und nach 30 Jahren nur noch lauwarme Brühe sprudelt, was soll passieren? Wer heizt die Häuser unserer Kinder?
Werden diese dafür Verständnis haben, dass wir eine natürliche Ressource aufgrund unserer Unüberlegtheit und der Geldgier einiger Investoren über Gebühr beansprucht haben? Dass wir die üppige wertvolle Wärme hirnlos aus allen Lüftern geblasen haben? Dass wir mehr genommen haben, als von unten nachkommt? Wohl kaum.
Die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie kann in Deutschland nur derart uneffizient betrieben werden, dass man es tunlichst bleiben lassen sollte. Energieverschwendung bleibt Energieverschwendung, ganz egal wieviel Energie da potentiell unten liegt. Irgendwann einmal ist das Vorkommen erschöpft, wenn wir mehr förden als natürlich nachströmt – und genau das wird hier bei der Stromerzeugung in Kauf genommen. Nachhaltigkeit geht anders.
Und was ist denn mit einem weitreichenden Konzept, das über die Landkreisgrenzen, ja über die Landesgrenzen hinausgeht? Das Potential nutzbarer Geothermiequellen wird unseren Energiehunger nicht stillen können. Hier und da ein Pflasterlein wird den Patienten nicht vor dem Verbluten retten.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat hier eigentlich eine klare Linie vorgegeben: wenn wir unsere Energie aus umweltfreundlichen und erneuerbaren Quellen gewinnen wollen, werden das zu einem grossen Teil Wind- und Sonnenenergie sein, die naturgemäß in variablen Größen auftreten – nach Wind und Wetter eben. Je mehr wir in Speichertechniken investieren, diese effizienter werden lassen, desto besser können diese die natürlichen Schwankungen ausgleichen. Je größer und vernetzter unserer Stromnetze werden, desto konstanter fliesst die Energie – irgendwo auf der Welt scheint die Sonne, irgendwo bläst der Wind.
Das ist ein Weg, den wir gehen können – Geothermie spielt dabei allerdings keine Rolle. Zumindest bei einem Szenario, dass wir anstreben sollten, nämlich einem, bei dem wir konsequent Energie sparen – darum kommen wir sowieso nicht herum und das solllten wir auch nicht. Das ist zwar irgendwie unspektakulär, ja fast schon unsexy, dafür aber einleuchtend.
Alles andere sollten wir vermeiden. Nochmal: Energieverschwendung bleibt Energieverschwendung, ob aus erneuerbaren Quellen oder nicht!
Die vielgelobte Grundlastfähigkeit der Geothermiekraftwerke wirkt dem oben genannten Konzept eher zuwider. Was wir bei einem Konzept erneuerbarer Energiequellen brauchen, sind schnell und variabel verfügbare Energien, die dann soviel Strom einspeisen können, wie ihn Wind und Sonne in diesem Moment nicht liefern können.
Nur soweit grundlastfähige Geothermiekraftwerke diese temporären Baissen überhaupt abmildern können, soweit verschärfen sie auch den Stromüberschuss und die Netzüberlastung. Sie können nicht mal eben an- und abgeschaltet werden – wie Atomkraftwerke übrigens auch.
Wer die Grundlastkarte spielt (also weniger in Speichertechnologien für Lastspitzen und intelligente Stromnetzte investiert), muss bedenken, dass Geothermiekraftwerke in absehbarer Zeit den erforderlichen Bedarf nie und nimmer werden decken können – man bräuchte folglich eine „Brückentechnologie“. Und das können Sie nicht wollen!
So ehrgeizig und lobenswert die Ziele des Energiewendevereins auch sind: manche Ihrer Lösungen laufen einem grossen Plan also ein Stück zuwider.
Doch was können wir tun, wenn die Windenergie aus den Offshore-Kraftwerken in der Nordsee, die Sonnenenergie aus der Wüste und der Rest aus den Pumpspeichern Skandinaviens kommt?
Nun, zum einen: konsequent Energie sparen, durch Verzicht und Effizienz (und nicht durch verschwenderischen Umgang mit geothermischem Potential)
Zum anderen: wir müssen es finanzieren. Die Energiepreise werden und müssen auch steigen. Es ist nunmal teuer, da hilft nichts.
Aber wir dürfen nicht Projekte ohne Zukunftschancen – und dazu gehört die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie in Deutschland – mitfinanzieren, das verschärft die Lage nur unnötig und gräbt zukunftsweisenderen Technologien das Wasser ab.
Die tiefe Geothemie an sich ist dabei nicht auszuklammern, jedoch lediglich zu Heizzwecken. Vielleicht findet sich ein Investor, der ein reines Heizkraftwerk Bernried finanziert. Wenn nicht, ist es augenscheinlich nicht rentabel.
Natürlich sitzen wir in Oberbayern auf einem Schatz, es muss sich nur lohnen, ihn zu bergen. Aber er ist ja auch nicht der einzige Schatz, den wir hier besitzen.
Wir haben hier die deutschlandweit besten Voraussetzungen, die Sonnenenergie sinnvoll und effizient zu nutzen – und das mit verhältnismäßig wesentlich niedrigeren Subventionen als es ein Geothermiekraftwerk Bernried erfordern würde.
Auch Biomassenkraftwerke sind durchaus Optionen. Sie müssen sinnvoll geplant und umgesetzt werden und Sie werden sich, allen Unterstellungen zum Trotz, wundern, wie wenig BI´ler dagegen auf die Straße gehen werden. Und an einigen Standorten können auch bei uns Windräder zum Einsatz kommen.
Für echte regenerative Energien aus Sonne, Wind und Mist gibt es bei uns ein grosses Potential.
Aber das sind Dinge, die wir natürlich schon auf unserer Website und anderen Veröffentlichungen unterbreitet haben – was Sie ja angeblich schon alles wissen. Haben Sie es überlesen? Muss wohl ein Versehen gewesen sein….
Achja, wenn Hr. Sengl mal wieder bei uns reinschaut: nicht vergessen die Ansicht des Browsers zu aktualisieren (F5).
Johannes Pezko-Hogl