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Energiepolitik für die Großen – zu Lasten der Kleinen
Die Bundesregierung setzt bei der Energiewende vor allem auf jene Techniken, die viel Kapital erfordern und von den etablierten Versorgern genutzt werden.
FREIBURG. Der Ausstieg aus der Atomkraft ist beschlossene Sache. Damit ist allerdings nicht gesagt, wie die deutsche Stromversorgung in Zukunft aussehen soll – zentral wie bisher mit großen Kraftwerken oder dezentral mit über das ganze Land verteilten Erzeugungsanlagen. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die Bundesregierung an einer zentralistisch organisierten Stromwirtschaft festhalten will.
Nach der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sollen vor allem jene Kraftwerke künftig gefördert werden, die üblicherweise von den etablierten Energiekonzernen oder anderen kapitalkräftigen Unternehmen errichtet werden. Denn für die Offshore-Windkraft soll die Vergütung nochmals deutlich aufgestockt werden. Neue Anlagen sollen künftig eine Anfangsvergütung von bis zu 19 Cent pro Kilowattstunde (bisher: 15 Cent) erhalten. Anlagen an Land, die häufig von Bürgern finanziert werden, sollen hingegen weniger Geld bekommen als bisher: Die Vergütung, die bisher jährlich um ein Prozent gekürzt wurde, soll künftig jährlich um 1,5 Prozent sinken. Windstrom vom Land erhält somit ab 2012 nur noch 8,93 Cent je Kilowattstunde und damit nur noch rund die Hälfte des Offshore-Windstroms.
… Während die Photovoltaik häufig immer noch als teure Energie gescholten wird, soll eine mitunter noch teurere Energie sogar noch mehr Geld erhalten: die Geothermie. Auch dieser Schritt passt ins Schema, weil die Geothermie üblicherweise das Metier kapitalkräftiger Investoren ist. Der Geothermie-Strom, der bisher mit zumeist 23 Cent bedacht wurde, soll künftig sogar mit 25 Cent vergütet werden – ohne jeden Anreiz, die zugleich in großen Mengen anfallende Wärme zum Heizen zu nutzen. So sollen im Jahr 2012 Erdwärmekraftwerke mehr für die Kilowattstunde bekommen als manche Solarstromanlage. Bei guter Marktentwicklung nämlich werden selbst kleine Photovoltaikanlagen, die naturgemäß immer die teuersten sind, ab Januar unterhalb der Vergütung der Geothermie liegen. Und weil die Geothermie im Unterschied zur Photovoltaik bislang keine Fortschritte in der Preisentwicklung aufzeigen kann, wird ihr Abstand zur Photovoltaik wachsen. So übernimmt die Geothermie schon bald den teuersten Part im erneuerbaren Energiemix …