Von 620 Abgeordneten des Parlaments haben 2 Abgeordnete auf den Brief unseres Bundesverbands geantwortet.
Herr Dr. Gebhart (CDU)
Herr Dr. Gebhart zeigte Interesse und bot ein persönliches Gespräch an.
Herr Alexander Dobrindt (CSU)
schrieb: „Haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Wir werden versuchen, Ihre Überlegungen zu berücksichtigen und diese in die parlamentarischen Beratungen des Gesetzentwurfes einfließen zu lassen.“
Presse
EEG-Novelle fördert Erderwärmung
Mehr Abwärme in der Atmosphäre
berichtete: www.taz.de
Geothermie: Förderpläne für Erdwärme umstritten
berichtete: Strom-Magazin / 11.7.2011
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Was die Vorschläge des BMU zur Novellierung des EEG für die tiefe Geothermie bedeuten
*Integration von Wärmeauskopplung-und Frühstarterbonus in die Grundvergütung, so dass diese von 18 auf 23 ct/kWh steigt und zusätzliche Erhöhung um weitere 2 ct/kWh auf 25 ct/kWh.*
Das BMU beabsichtigt eine Steigerung der bereits hohen Vergütungsaufschläge und Fördermaßnahmen für Stromerzeugung aus Tiefer Geothermie um 35%. Eine “Überförderung”, die das BMU bei anderen Energieerzeugungsarten vermeiden möchte. Diese Vorschläge des BMU zur Novellierung des EEG in puncto Tiefe Geothermie zur Stromerzeugung wirken einer nachhaltigen, verantwortungsvollen und effektiven Nutzung der Ressource Erdwärme entgegen und befördern eine verhängnisvolle Fehlentwicklung:
Eigenstrombedarf – Mehr Brutto vom Netto
In den Empfehlungen des BMU nicht berücksichtigt ist der immense Eigenstromverbrauch der Anlagen (nach Betreiberangaben 30 – 70% der erzeugten Strommenge). Dies hat zur Folge, dass sich mit einem Ausbau der Geothermie zur Stromerzeugung der Strompreis in Deutschland unnötig verteuern würde, da es sich großteils um eine “Stromveredelungsanlage” handelt.
Das Umweltministerium hat nicht berücksichtigt, dass die erzeugte Bruttostrommenge vergütet wird. Den hohen Eigenstrombedarf werden die Betreiber durch günstigen Strom aus Atom- oder Kohlekraftwerken decken, was letztendlich bedeutet, dass die Nettostromerzeugung der Geothermiekraftwerke wesentlich höher vergütet wird als die nun angepeilten 25 cent/kWh.
Abhängig von der Höhe des Eigenbedarfs und des Industriestrompreises ergäbe sich eine Nettovergütung von ca. 0,33 – 0,69 €/KWh für den Strom aus tiefer Geothermie, der dem Netz tatsächlich zusätzlich zur Verfügung gestellt wird.
Das ist bereits jetzt der mit Abstand höchste Vergütungssatz – eine neuerliche Überförderung ist nicht nachzuvollziehen. Andererseits sollen gleichzeitig Förderungen für effizientere Stromerzeugungs-Anlagen (Biomasse, Solar, Wind an Land) von denen auch der Klein- und Privatanleger profitieren könnte, mit der EEG-Novelle gekürzt werden.
Erdbebenbonus
Auch der anvisierte zusätzliche “Technologiebonus” von 5 cent/kWh für petrothermale Stromerzeugung (Hot-Dry-Rock Verfahren) ist für eine sinnvolle Entwicklung der Geothermie wenig förderlich, da diese Erzeugungsart mit erheblichen Risiken verbunden ist. Es ist allgemein anerkannt, dass diese Technik, insbesondere die Sprengung von künstlichen Klüften in großer Tiefe seismische Ereignisse auch in größeren Maßen (Basel) auslösen kann. Bisher gibt es weltweit kein einziges nennenswertes funktionierendes Petrothermales Kraftwerk “Hot-Dry-Rock”. Der aber aus neuerlichen Erdbeben entstehende Vertrauensverlust und Imageschaden würde der gesamten, ohnehin gebeutelten Branche den Todesstoß versetzen.
Wärme statt Strom – mehr Nachhaltigkeit statt Ineffizienz
Besonders kritisch ist die Umstrukturierung des Vergütungssatzes zu sehen. Die bisher nur bei gleichzeitiger Wärmeauskopplung (etwa in einem Fernwärmenetz) ausgezahlte Prämie von 3 cent/kWh soll nun fest in die Grundvergütung integriert werden. Die Wärmeauskopplung ist keine Kraft-Wärme-Kopplung im eigentlichen Sinne. Vielmehr wird sie in einem parallelen Prozess erzeugt, das Warmwasser wird noch vor der Verwendung im Stromerzeugungsprozess in den Wärmeerzeugungsprozess abgezweigt.
Die immense Abwärme des Stromerzeugungsprozesses kann aus technischen Gründen nicht zum Betrieb eines Fernwärmenetzes genutzt werden, sie wird gänzlich ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Um eine Vorstellung davon zu geben, hier die Berechnungen des ungenutzten Wärmeausstoßes des in Bernried geplanten Geothermiekraftwerkes:
Ungenutzte Abwärme
Ausgehend von den in Deutschland erreichbaren Thermalwassertemperaturen ergibt sich für den verwendeten ORC Zyklus ein maximaler Wirkungsgrad von ca. 10% (Carnot-Wirkungsgrad).
90 % der Energie aus dem Stromgestehungsprozess werden so ungenutzt an die Umgebung abgegeben.
Bei einer Brutto-Nennleistung des Kraftwerks von 10 MW ergeben sich für die Abwärme dieses einen Kraftwerks folgende Zahlen:
• Abwärmeenergie aus Kraftwerk pro Stunde = 90.000 kWh
(entspricht ca. 50 Ster Brennholz oder ca. 9000 l Heizöl)
• Abwärmeenergie aus Kraftwerk pro Tag = 2.160 MWh
(entspricht ca. 1200 Ster Brennholz oder ca. 216.000 Liter Heizöl)
Um einen annähernd nennenswerten Beitrag (z.B. 10 GW) zur Stromerzeugung zu leisten, müssten diese Werte mit dem Faktor 1000 multipliziert werden.
Weiterverwendet wird aus dem Stromerzeugungsprozess lediglich das auf ca. 60 Grad erkaltete Wasser, welches mit dem eingangs abgezweigten Thermalwasser vermischt werden muss, um die erforderlichen Temperaturen zur Nutzung in Fernwärmenetzen erreichen zu können.
Letztendlich also konkurrieren Strom- und Wärmeerzeugung um das geförderte Tiefenwasser, der Betreiber wird sich aus wirtschaftlichen Gründen für die lukrativere Variante entscheiden.
FAZIT
Die jetzt konzipierte Neuregelung der Vergütungssätze hätte zur Folge, dass nun in den dafür geeigneten Gebieten ausschließlich Geothermiekraftwerke zur Stromerzeugung ohne Wärmeauskopplung errichtet würden – angesichts der ausgesprochen schlechten Wirkungsgrade dieser Kraftwerke eine beispiellose Verschwendung natürlicher Ressourcen. Alternativ würden die Kosten für eventuelle geothermiebetriebene Fernwärmenetze, die ohnehin hoch sind, weiter steigen. Der zur Stromerzeugung benötigte intensive Abbau der Wärmereservoirs hätte unweigerlich zur Folge, dass die Ressource Erdwärme kommenden Generationen nicht mehr für die nachhaltige und effektive Nutzung – der Wärmeerzeugung – zur Verfügung stünde. Der zu erwartende Wachstumsschub der Branche würde in Verbindung mit dem intensiven Abbau schnell zu einer Überstrapazierung führen, der damit verbundene Wildwuchs würde einen massiven Widerstand der betroffenen Bürger hervorrufen.
Bitte nehmen Sie die Verantwortung für eine sinnvolle Förderung alternativer Energieformen wahr und helfen Sie, eine nachhaltige und effiziente Energieförderung zu gewährleisten. Das EEG wird durch eine erhöhte Förderung der Stromerzeugung aus tiefer Geothermie – der teuersten und am wenigsten nachhaltigen Energieform – möglicherweise zu einem Scheitern der Energiewende beitragen.
Bundesverband Bürgerinitiativen Tiefe Geothermie
Werner Müller Walter Ecker
1. Vorsitzender 2. Vorsitzender
Nachlese:
ZAHLENWERTE HÖCHST SPEKULATIV
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Bayerischer Geothermieatlas – Hydrothermale Energiegewinnung