Neujahrsempfang in der ehemaligen Schiessstätte
allen voran der Landtagsabgeordnete Zeil. Mit recht historisch anmutender Rhetorik polterte Zeil für seine gerade einmal 20 Anhänger aus der FDP im Landkreis Weilheim zum Neujahrsempfang in der ehemaligen Schiessstätte die Parolen der längst tot geglaubten Partei.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Stadtrat Hüglin ganz im Stil der rheinischen Büttenrede. „Ja, ist denn jetzt schon Fasching?“ fragte mich mein Tischnachbar verwundert.
Abgerundet hat diese Mischung Klaus Breil, der Bundestagsabgeordnete und energiepolitische Sprecher der FDP.
Was genau die FDP über die Energiewende, zur Vermeidung dieser oder zu ihrem Gelingen denkt, kann bestenfalls aus den Aussagen zwischen den Aussagen geschlossen werden.
Phillip Rösler, Chef der kleinen Partei, die inzwischen mit „Fast Drei Prozent“ kaum noch Unterstützung der Bundesbürger geniesst, plant die Förderung der Solarenergie zu begrenzen. Diese habe viel zu viel produziert.
Und in der Tat. In 2011 konnte die Solarenergie um 58 % zulegen und war mit zusätzlichen 7500 MW, überwiegend in Bayern, ausgesprochen erfolgreich. Und nicht nur das. Das Geld aus der Förderung blieb auch beim Bürger. Denn der grösste Teil der Solarenergie wurde auf Dächern der Bürger installiert. Bevorzugt wurden deutsche Hersteller, die bessere Qualität, höhere Ausbeute und langjährige Garantien liefern.
Soweit, sogut. Es ist ja bekannt, dass die FDP nicht die Partei des kleinen Bürgers ist. Dass diese aber die Produktion billiger Solarmodule in China der heimischen Produktion vorzieht, was ja eine Drosselung der Förderung bewirken wird, passt nicht unbedingt in das bekannte Schema.
Armin Mell, der Sprecher von Klaus Breil (MdB) erläuterte mir, dass ja die Solarenergie nichts bringen würde.
Klaus Breil setzt auf die Tiefe Geothermie (vormals auch ganz deutlich auf die Atomenergie). Diese bringt nach Jahren der Entwicklungsarbeit aus Bundesforschungsgeldern und trotz höchster Förderung aus EEG, neben Schäden durch Erdbeben und überschuldeten Gemeinden, grosszügig angenommene 1 MW Strom für das allgemeine Stromnetz.
Bei steigenden Preisen für Industriestrom kommen aber die Betreiber der beiden deutschen Geothermiekraftwerke (Landau und Unterhaching) in wirtschaftliche Nöte. Denn Industriestrom brauchen diese Kraftwerke, um ihn „grün zu waschen“.
Nun will ich der FDP nicht unterstellen, diese könne nicht erkennen, dass die Tiefe Geothermie nichts zu einer Energiewende beiträgt. Warum also drückt die FDP diese teure und uneffektive Energieform gegen alle Vernunft durch?
„Ich verkaufe selbst Geothermiefonds“ erklärt Klaus Breil (MdB) dem aufmerksamen Publikum in der Schiessstätte.
Während ich bis dahin das Geschehen nicht nur protokollierte, sondern auch gleich in mein Skript hinein kommentierte, blickte ich an dieser Stelle erstaunt auf.
„Ist der nicht auch im Bund Naturschutz?“ fagte ich mein Gegenüber. „Ja, die müssen ja an Schlüsselstellen sitzen, um so einen Unsinn durchzukriegen.“
Der Abend endete mit der Offenbarung der Zugehörigkeit der Anwesenden. Ca. 20 Personen liefen in der Mitte des Raums zusammen und applaudierten sich begeistert zu. Der grosse Rest der Anwesenden schwieg eher entgeistert bei diesem Anblick.
„Und dieses Häufchen bestimmt bei uns die Energiepolitik?“ entsetzte sich ein Zuschauer.
Kein Wunder, denke ich laut. Schliesslich ist er ja als Aktienfond-Manager, Unternehmensanalyst, Berater der Energie- und Rohstoff-Wirtschaft sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie ganz nah dran an den Interessen der Finanz-Wirtschaft.
„Dabei schwebt ihm vor allem die in der heimischen Region „hohes Produktionspotenzial“ aufweisende Geothermie vor und zwar aufgrund ihres bis zu 90 Prozent hohen Wirkungsgrades.“ schrieb die Augsburger Allgemeine am 23. September 2009
http://www.augsburger-allgemeine.de/
Aus dem Bericht der Bundesregierung über ein Konzept zur Förderung, Entwicklung und Markteinführung von geothermischer Stromerzeugung und Wärmenutzung:
„ Problematisch ist der niedrige Wirkungsgrad der elektrischen Stromerzeugung. Er liegt bei etwa 10 bis 13%. (Anm.: Bei einer Temperatur von 100°C liegt der Bruttowirkungsgrad bei nur ca. 6 %.) Berücksichtigt man den Eigenbedarf der Anlagen für die Tiefwasserpumpe und den Kühlkreislauf ergibt sich ein – optimierungsbedürftiger – Systemwirkungsgrad von 5 bis 7%.“
Und das mag auch der Grund sein, warum die FDP bei gerade einmal knapp 3 % Wählerzustimmung immer noch von gigantischen „Wirkungsgraden“ dieser Splitterpartei in der Bevölkerung spricht.
Regina Fischer-Jech