Kleinwindanlagen in der Stadt

Mit Guerillataktik zu mehr Akzeptanz

Die Diskussion um die Zukunft der Windenergie erweckt bei uns den Eindruck, dass es immer nur eine Richtung geben kann: höher und größer. Begriffe wie Repowering, Offshore, Netzausbau dominieren die Diskussion. Ganz anders Länder wie Irland, wo sich begünstigt durch dezentrale Siedlungsstrukturen und viel Wind Kleinwindanlagen bereits fest etabliert haben und für viele Hausbesitzer so normal sind wie bei uns Solarpaneele auf dem Dach. Dazu kommt bei uns, dass große Windkraftwerke in Städten wegen fehlender Abstandsflächen wenig Chancen auf eine Baugenehmigung haben. Andererseits lockt das Windpotential über den Dächern der Stadt.

In Berlin wurde deshalb an der Hochschule für Technik und Wirtschaft ein Forschungsprojekt gestartet, das das Potenzial von Kleinwindanlagen ausloten soll. In Berlin-Spandau wurden Ende Juni zwei weitere Kleinwindanlagen des Projekts in Betrieb genommen. Vor allem geht es darum zu ermitteln, welcher Energieertrag von Kleinwindanlagen in Städten zu erwarten ist. Parameter wie Strömungsverhältnisse, Leistungsvermögen, Schallemissionen sollen ebenso untersucht werden wie Fragen der Statik und wirtschaftliche und genehmigungsrechtliche Rahmenbedingungen für eine möglichst breite Anwendung von Kleinwindanlagen im städtischen Raum.

Im Juni hat sich auch der Bundesverband Kleinwindanlagen, ein Zusammenschluss von rund 90 Herstellern, gegründet. Dessen Vorsitzender Siebo Smit bezeichnet die Gründung als Reaktion auf den „hohen Leidensdruck“, den die Kleinwindanlagenbauer innerhalb der Windbranche haben. Man habe sich deshalb dagegen entschieden, lediglich als eine Arbeitsgruppe innerhalb des Bundesverband Windenergie (BWE) zu arbeiten. Speziell in Deutschland gebe es noch keine Marktöffnung, man wolle deshalb als kleine flexible Einheit in „Guerilla-Taktik“ mehr Akzeptanz erreichen.

Drei große Vorhaben hat sich der neue Verband vorgenommen: Das erste Ziel ist, dass Anlagen überhaupt aufgestellt werden dürfen. Im Moment geht jedes Bundesland anders damit um, ein bundesweit einheitliches Verfahren, das Kleinwindanlagenbetriebern in spe eine zeitnahe Entscheidung und damit Rechtssicherheit gibt, fehlt bisher. Das zweite Ziel ist die Einführung von Qualitätsstandards und eines einheitlichen Prüfsystems für Hersteller. Außerdem soll die „Kleinwind-Technik“ bei der nächsten Novellierung des EEG mit aufgenommen werden.

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