Huhn oder Ei? (Tutzing: Keine Unterstützung für Fernwärme)

In der SZ vom 27.01.2012 wird der Tutzinger Bürgermeister Wanner mit den Worten zitiert, “ die Entscheidung, ob die Geothermie als alternative Energiequelle tatsächlich genutzt werden soll, fällt später. Eine Entscheidung pro Geothermie kann erst getroffen werden, wenn die Versuchsbohrungen zu positiven Ergebnissen führen“.
Weise Worte, die wir in ihrer Bedeutung erst einmal erfassen müssen.

Natürlich wissen wir erst, ob die Bohrung ausreichend ertragreich zur Stromerzeugung und zur Versorung eines Fernwärmenetzes ist, wenn sie niedergebracht ist.
Die eigentliche Frage aber lautet: Darf das Kraftwerk im Außenbereich, mitten im Landschaftsschutzgebiet, privilegiert genehmigt werden, auch wenn kein Nachweis über eine ausreichende Abnehmerstruktur für einen rentablen Fernwärmenetzbetrieb erbracht werden kann.

Denn: Laut MdL Ludwig Hartmann fordert die Regierung, dass bei einem Geothermiekraftwerk zur Stromerzeugung auch Fernwärme ausgekoppelt werden muss. Wenn das mehr sein soll, als eine Absichtsbekundung – gesetzlich gibt es dazu keine Handhabe -, würde dies bedeuten, dass das Kraftwerk Höhenried West nur genehmigt werden kann, wenn dort ein Fernwärmenetz rentabel betrieben werden kann.

Das wiederum heisst: Wenn Tutzing wartet, bis die erste Probebohrung erfolgreich ist, kann es lange warten, weil es ohne ein Bekenntnis zu einem Fernwärmenetz in Tutzing keine Bau- und Bohrgenehmigung gibt.

Es sei denn:

– Bernried schafft es, ausreichend Abnehmer aufzutreiben und das Fernwärmenetz selbst zu finanzieren oder einen selbstlosen Investor aus dem Hut zu zaubern. Dass, wie in der SZ vom Bernrieder Bürgermeister Steigenberger formuliert, im Ortskern eine große Abnehmerstruktur vorhanden ist, mag da wenig zu trösten, befinden sich die Klinik Höhenried, das Buchheim-Museum und die Generali doch deutlich abseits davon. Auch vage Absichtserklärungen und Äußerungen, man stehe erneuerbaren Energien generell aufgeschlossen gegenüber, dürften kaum ausreichen.

oder:

– die Regierung wünscht sich zwar eine Fernwärmeauskopplung, würde aber zur Not auch darauf verzichten. Wie gesagt: ein Gestz zur Fernwämeauskopplung gibt es nicht, also auch keinen Zwang.

Das wiederum würde bedeuten, dass die Regierung, aber auch Mitglieder anderer Fraktionen des Landtages versuchen, die Bürger in falscher Sicherheit zu wiegen. Worauf sich dann die Frage des „Warum?“ stellt.

Wie dem auch sei: Tutzing tut gut daran, sich NICHT zu einem Tutzinger Fernwärmenetz zu bekennen, wie sich den Worten von Bürgermeister Wanner ja entnehmen lässt.
Das allerdings könnte bedeuten, dass das Kraftwerk Höhenried West nicht genehmigt werden kann – je nachdem wie ernst die Regierung ihre eigenen Absichten nimmt.

Johannes Pezko-Hogl, Tutzing