Die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie gilt als klimafreundliche und grundlastfähige Energiequelle. Doch bevor überhaupt die erste Kilowattstunde Strom ins Netz fließt, stehen Projektentwickler vor gewaltigen finanziellen Hürden. Denn tiefe Geothermie erfordert hohe Anfangsinvestitionen und ist mit erheblichen Risiken verbunden.
Der größte Kostenblock liegt in der Exploration und Erschließung. Bevor eine Anlage gebaut werden kann, müssen aufwendige geologische Untersuchungen durchgeführt werden. Erst teure 3D-Seismik und Probebohrungen zeigen, ob in drei bis fünf Kilometern Tiefe tatsächlich genügend heißes Wasser oder Dampf vorhanden ist. Diese Erkundungsphase kann Millionen verschlingen, ohne Garantie auf Erfolg. Scheitert das Projekt, ist das Geld verloren – ein Risiko, das private Investoren oft abschreckt.
Auch der Bau selbst ist teuer: Tiefbohrungen, Turbinen, Wärmeübertrager, Pumpen und die Netzanbindung erfordern Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Hinzu kommen lange Bauzeiten, komplexe Genehmigungsverfahren und mögliche Verzögerungen durch unvorhergesehene geologische Probleme.
Das Risiko endet nicht mit der Inbetriebnahme. Sinkt die Temperatur des Reservoirs schneller als erwartet oder treten technische Schwierigkeiten auf, kann die Wirtschaftlichkeit des Projekts gefährdet sein. Zudem schwanken Strompreise und Förderbedingungen, was die Kalkulation erschwert.
Förderinstrumente wie das EEG mindern zwar Teile des finanziellen Risikos durch garantierte Einspeisevergütungen, können aber die hohen Investitionskosten nicht komplett ausgleichen. Deshalb bleiben tiefe Geothermieprojekte vor allem etwas für erfahrene Projektentwickler mit hohem Kapitalpolster und Risikobereitschaft.