Sauerlach · Neu erwachtes Interesse zeigen die Sauerlacher beim Thema Geothermie. Denn nach einer bald eineinhalbjährigen Pause kommt nun endlich wieder Bewegung in die lokale Geothermiebaustelle.
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Seit Juli 2007 wird gebaut, gebohrt, verrohrt – im Herbst 2011 könnte das Kraftwerk erstmalig Strom und Wärme liefern
Ein Areal von insgesamt ca. 12.500 m2 wurde hergerichtet, auf 2.800 m2 entstand der zentrale Bereich für die Bohranlage.
Die Standrohre für die Bohrplattform wurden auf 50 Meter Tiefe eingebracht.
„Schwerwiegendere geologische Probleme verursachte die Formation des Rupel-Bändermergels (Unteroligozän), der im Liegenden vornehmlich tonreich ausgeprägt ist. Vermutlich durch lokale Hochdruckzonen bedingt, kam es hier zum Aufbrechen des Gebirges und schließlich zu verstärktem Nachfall und damit zu nachhaltigen Bohrlochinstabilitäten.
Diese sind auch in Verbindung mit erhöhtem gesteinsinternen Fluiddruck, verursacht durch erdölgenetische Prozesse, zu sehen.
Der sehr starke Nachfall führte in den Bohrungen Th1a und Th3b dazu, dass Teilbereiche wieder aufgegeben und Sidetracks angesetzt werden mussten.
Die verlorenen Teilstrecken wurden rückzementiert.“
Erdwerk
Es wurden unterschiedliche Bohrspülungen verwendet. Betonitspülung, Pottaschespülung, Ultradrillspülung, Polimer-Wasserspülung
Probleme ergaben sich ebenso bei der Zementierung, die Bindung von Rohr und Zement war teilweise mangelhaft. Schwerwiegende Folgen entstanden durch die Vermischung von Zement und Bohrspülung.
Von 4 geplanten Bohrungen wurden 3 Bohrungen niedergebracht.
Und nach über 2 Jahren konnten die ersten Tests beginnen.
Für jede Stimmulation wurden bis zu 100 m3 15-20%ige Salzsäure mit ca. 1000 l/min niedergebracht. Säurekorrosion beschädigte das Gestänge, teilweise wurde es im Bohrloch verloren.
Erst nach den Pumptests wurden die 1 Entnahmebohrung und 2 Reinjektionsbohrungen zum Verpressen des Fluids festgelegt.
Die Tauchkreiselpumpe zur Förderung des Wassers wurde auf 800 Meter Tiefe abgehängt. Langzeittests wurden bis zu 105 l/s gefahren.
Am 10.12.2009 wurde der Langzeitpump- und Reinjektionsversuch abgeschlossen.
Das ursprüngliche Ziel eines Kraftwerks mit acht MW elektrischer Leistung kann mit den vorliegenden Thermalwasserbedingungen nicht erreicht werden. Prognosen gehen von einem ein 5 MW Kraftwerk als Triplette aus.
Die Ausschreibung für das Kraftwerk erfolgte auf Basis der Kurzzeitpumversuche systemoffen (ORC- oder Kalina-Prozess) an einen Generalunternehmer.
(PresseBox) Brescia, 02.08.2010 (Turboden, a Pratt & Whitney Power Systems company, an Italian company)
Turboden konstruiert 5MW ORC-Modul für Geothermieanlage in München
Das Kraftwerk und der Thermalwasserkreislauf (ausgenommen Bohrungen und Tauchkreiselpumpe) soll schlüsselfertig geliefert werden.
„Schon im August soll demnach die Eingabeplanung für das Kraftwerk eingereicht werden. Wenn alles glatt geht, soll dann noch im November dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden. Schon im Herbst 2011 könnte die Anlage dann erstmals Strom und Wärme liefern, erklärte der Leiter des Erdwärmeprojekts der Münchner Stadtwerke Robert Graf bei der Gemeinderatssitzung (…)
Denn die Kühlung der Anlage wird durch vierzehn große Luftkondensatoren auf dem Dach des eigentlichen Kraftwerksgebäudes gewährleistet. Die können aber durch die große Höhe der Kühlräder über dem Boden sehr langsam laufen, so dass kaum Lärm von ihnen ausgehen wird. Lediglich 30 Dezibel/A soll das Kraftwerk emittieren, so wenig, dass es laut TÜV keine Lärmbelästigung darstellt, zudem entstünden bei dieser Technik auch keine Dampfschwaden. Auch die Möglichkeit von spürbaren Erschütterungen durch die Kondensatoren schloss der anwesende Vertreter des TÜV Südbayerns Peter Thaler weitgehend aus: Die Ventilatoren seien so gut gelagert, dass Erschütterungen kein Problem seien, versicherte er. (…)
»Die ganze Geothermie-Fachwelt schaut nach Sauerlach, da wollen wir nicht mit Stillständen in der Presse stehen.«
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Bedenken von Gemeinderäten und Bürgern
Bis es so weit ist, müssen allerdings noch einige Bedenken von Gemeinderäten und Bürgern aus dem Weg geräumt werden. Zu diesem Zweck gingen Graf und ein Vertreter des TÜV das Projekt nochmals detailliert auf Problempunkte ein, die Sauerlacher Bürgermeisterin Barbara Bogner und der Gemeinderat in vorangegangenen Gesprächen als Nachbesserungsbedarf zu den anfänglichen Planungen der Stadtwerke angemahnt hatten. (…)
Um den Bürgern der Gemeinde die Kontrolle möglicher tektonischer Veränderungen durch die Entnahme und Rückführung des Thermalwassers zu ermöglichen, bot Robert Graf überdies die Aufstellung eines entsprechenden Messgerätes im Rathaus an.
Grund dafür sind vereinzelte „seismische Ereignisse“ in Unterhaching, die – noch unbewiesen – auf die dortigen Geothermie-Aktivitäten zurückgeführt werden. Ganz allgemein bezeichnete der Projektleiter der Stadtwerke die Erdbebenwahrscheinlichkeit im oberbayerischen Molassebecken jedoch als äußerst gering.
Die verschiedenen berg-, wasser- und baurechtlichen Genehmigungsverfahren sind bereits eingereicht, bzw. werden im August in Angriff genommen. Nach den Vorstellungen der Stadtwerke München sollen die Bauanträge bis September verabschiedet werden, gefolgt von der Ausführungsplanung bis Oktober.
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