Geologische Unsicherheiten und induzierte Seismizität bei tiefer Geothermie

Tiefe Geothermie nutzt heißes Wasser oder Dampf aus mehreren Kilometern Tiefe, um Strom zu erzeugen. Was technisch faszinierend klingt, ist geologisch hochkomplex. Denn niemand kann vor einer Bohrung mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, welche Bedingungen im Untergrund tatsächlich herrschen. Diese Unsicherheiten sind einer der größten Risikofaktoren für Projekte.

Vor Beginn werden seismische Untersuchungen und Probebohrungen durchgeführt, um Temperatur, Wasservorkommen und Durchlässigkeit des Gesteins zu bestimmen. Doch trotz modernster Technik können Bohrungen Fehlschläge werden: Das Reservoir kann zu klein, die Temperatur zu niedrig oder das Gestein zu dicht sein. Solche Überraschungen können Projekte unrentabel machen, noch bevor die Anlage überhaupt Strom liefert.

Ein weiteres Problem ist die induzierte Seismizität. Beim Betrieb von Geothermieanlagen wird Wasser in tiefe Gesteinsschichten gepresst, um die Wärmequelle zu regenerieren und den Druck aufrechtzuerhalten. Dabei können sich vorhandene Bruchzonen minimal verschieben – kleine Erdbeben sind die Folge. Meist sind diese Mikrobeben kaum spürbar, doch in einigen Fällen kam es zu stärkeren Ereignissen, die Anwohner verunsicherten und Projekte sogar zum Stillstand brachten.

Um diese Risiken zu minimieren, arbeiten Forscher und Betreiber an präziseren Prognosen, strengen Überwachungssystemen und Notfallplänen. Dennoch bleiben geologische Unsicherheiten und mögliche Seismizität ein Hemmschuh für den breiten Ausbau der tiefen Geothermie. Sie erhöhen nicht nur die Kosten, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanzhürde – ein entscheidender Faktor für die Energiewende.