Die Technik des petrothermalen Systems (Hot Dry Rock) steckt positiv ausgedrückt in den Kinderschuhen. Bislang gibt es weltweit nicht ein funktionierendes Kraftwerk, das nach dem Hot Dry Rock Verfahren arbeitet, wie Ingrid Stober vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg erläuterte.
Die Hot-Dry-Rock-Technologie:
Man treibt Bohrungen in heisse Gesteinsschichten und pumpt mit so hohem Druck Wasser hinein, dass sich Risse im Gestein bilden. Dabei können Erdbeben ausgelöst werden.
Diese Technologie wurde in Basel und in Kalifornien in The Geysers verfolgt und nach den Erdbeben in Basel eingestellt. Auch in Australien – weitab von jeder Besiedlung – ist bisher kein HDR-Kraftwerk ans Netz gegangen. (info)
Der Übergang vom hydrothermalen System zum petrothermalen System ist allerdings fliessend. Die klassische Definition des HDR-verfahrens, die von einem heissen und (fast vollständig) trockenem Grundgebirge ausging, ist auf Grund der Erkenntnisse aus vielen Tiefbohrungen heute nicht mehr haltbar. Einvernehmen besteht aber darüber, dass man von “HDR”-Verfahren sprechen kann, wenn eine Bohrung keine wirtschaftlich relevante Schüttung liefern kann (wie in Mauerstetten), und Stimulationsmassnahmen notwendig sind, um Fliesswege zu schaffen.
Hot-Dry-Rock-Systeme (HDR), auch Deep Heat Mining (DHM), Hot Wet Rock (HWR), Hot Fractured Rock (HFR) oder Stimulated Geothermal Systems (SGS). Der umfassende Begriff ist Enhanced Geothermal Systems (EGS). Es handelt sich hierbei um eine Energiegewinnung aus dem Gestein selbst; sie ist also weitgehend unabhängig von wasserführenden Strukturen. Das heiße Gestein wird dabei als Wärmetauscher genutzt.
Info auch: nzz.ch/aktuell
Über die Fracking-Diskussion geraten auch Geothermie-Kraftwerke zunehmend in den Fokus.
So ist die petrothermale Technik im Claim Mauerstetten / Kaufbeuren als Forschungsprojekt genehmigt und vom Bergamt abgesegnet worden. Darüber wird nun von alles Seiten hin- und her- gerudert:
„Mit Billigung der Staatsregierung wird derzeit auch zwischen Kaufbeuren und Mauerstetten ein Projekt vorbereitet, bei dem ebenfalls mit hohem hydraulischen Druck Gesteinsrisse aufgeweitet werden.“
all-in.de/nachrichten/allgaeu/kaufbeuren
Und genau das ist Fracking!
Auch wenn alle Lobby-Vertreter das nun anders definieren wollen.
Heizwerk oder Kraftwerk?
Kein weiteres Kraftwerk ist ans Netz gegangen! Unterhaching konzentriert sich seit geraumer Zeit auf die Wärmebereitstellung. Der Eigen-Stromverbrauch dürfte damit nun über der produzierten Menge Strom liegen. Landau und Insheim arbeiten – aus bekannten Gründen – mit reduzierter Leistung.
Hydrothermal oder Petrothermal?
Sicher ist, dass Druck im Gestein zu Erdbewegungen führt und bei diesem Verfahren nicht auf chemische und umweltgefährdende Stoffe verzichtet werden kann.
Weltweit funktioniert bis heute kein einziges Petrothermales Geothermie-Kraftwerk!
Auch zur viel beschworenen Grundlastfähigkeit und dem vermeindlichen Potential der Tiefengeothermie ist die Politik scheinbar hilflos den Lobbyverbänden ausgeliefert.
Bis heute kommt der Anteil des Stroms aus Tiefer Geothermie an den neuen Energien nicht an 0,01% heran. Und dabei handelt es sich um den Bruttostrom, der einen grossen Teil Industriestrom bereits „gewaschen“ hat.
Grundlastfähig sind diese Kraftwerke nur sehr eingeschränkt. Denn den schlechten Wirkungsgrad von 4 – 10 % kann nur eine Wärmeauslagerung leicht verbessern. Hier muss dann aber, wie auch das Beispiel Unterhaching belegt, die Wärmebereitstellung Vorrang haben. Zudem ist die zu produzierende Menge Strom direkt abhängig von der Umgebungstemperatur.
Siehe auch:
Tiefen-Geothermie kommt nicht ohne Fracking aus
Publiziert 26/02/2013
Fracking auch bei Hydrothermaler Tiefen-Geothermie
Hydraulische Stimulation = Fracking
R.F-J.