Eingeschränktes Erschließungspotential für Geothermie-Kraftwerke im Bayerischen Molassebecken

Auszug aus:

Geothermie in der Molasse

Bei Betrachtung von Aufsuchungserlaubnisflächen liegt zunächst der Schluss nahe, dass das Erschließungspotential enorm groß ist. Bei näherer Betrachtung der zunächst potentiell großen Flächen tritt unter Berücksichtigung der Umsetzungsfaktoren jedoch häufig eine Ernüchterung ein.
Neben der notwendigen geologischen Eignung, die von den Parametern wie der Tiefenlage des Malm, der faziellen Gesteinsbeschaffenheit, der Lage von strukturgeologischen Elementen sowie vom regional auftretenden geothermischen Gradienten bestimmt werden, sind die Standortbedingungen der Oberfläche mindestens ebenso wichtig zu werten. Zu berücksichtigen sind hier: Flächen des Natur- und Trinkwasserschutzes, geeignetes Oberfächenrelief. Nähe zu Wärmeabnehmern bzw. bei Stromprojekten noch zusätzlich die Faktoren hinsichtlich der Bereitstellung von Kühlwasser (quartärgeologische Situation bzw. geeignete Vorfluter) als auch die Lage zu Netzeinspeisepunkten.

Durch die Vorgabe des Bayer. Wirtschaftsministeriums, das aus Gründen des Ressourcenschutzes Stromprojekte nur in Verbindung mit einer Wärme-Nutzung fordert, dezimieren sich die potenziell in Frage kommenden Flächen aufgrund der Siedlungsstruktur auf einen kleinen Bruchteil der ehemals zur Verfügung stehenden Gesamtfläche. Unter den oben genannten Voraussetzungen ist für weite Bereiche eine Projektrealisierung häufig nur eingeschränkt möglich.

Ein weiterer Punkt, der die Zahl möglicher Geothermieprojekte limitiert, ist die bergrechtliche Situation und die damit einhergehende Ausweisung von Bewilligungsfeldern. Über die Dimensionierung der Felder und die festzulegenden Grenzparameter einer maximal zulässigen Beeinflussung benachbarter Geothermieprojekte herrscht derzeit noch ein großer Diskussionsbedarf. In gewisser Weise liegt das Dilemma vor, dass einerseits nur anhand neuer Projekte der Kenntnisstand über mögliche gegenseitige Beeinflussung anwachsen kann. Andererseits besteht die Gefahr, dass beim Betrieb solcher Anlagen eine mögliche Limitierung der Entnahmemengen negative wirtschaftliche Folgen für den Investor mit sich bringen könnte. Als kritischer Parameter zeigt sich dabei in der Regel nicht die thermische, sondern vielmehr die hydraulische (Druck-) Beeinflussung der Projekte untereinander.

Erwartungen, die allein aufgrund der oben aufgeführten Punkte in Gänze so nie erfüllt werden

Betrachtungen über das theoretische Energiepotential des gesamten Molassebeckens oder für Teilbereiche des Molassebeckens wecken diesbezüglich Erwartungen, die allein aufgrund der oben aufgeführten Punkte in Gänze so nie erfüllt werden können. Das Erschließungspotential beschränkt sich für Wärmeprojekte im Wesentlichen auf ausreichend dicht besiedelte Regionen, die bei geeigneter Erschließungstemperatur und Fazies eine entsprechende Abnehmerstruktur aufweisen. Dazu zählen zahlreiche Kleinstädte sowie der gesamte Ballungsraum München. Bei Verstromungsprojekten wird sich die Projektumsetzung auf einen weit engeren Bereich innerhalb des Molassebeckens begrenzen. (…)

Quelle: Geothermie in der Molasse; GtV-Tagungsband, 2007, Autoren: Dr. Klaus Dorsch, Dr. Achim Schubert (PDF-Datei)