Jetzt hat es jeder kritische Bürger in Weilheim verstanden, wie das mit der Tiefengeothermie in Weilheim läuft:
Da definiert das Land Bayern Claims und mögliche Betreiber, die gewisse Voraussetzungen wie z.B. Liquidität erfüllen, erwerben das Recht auf dem Claim unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen Thermalwasser aus dem Boden für gewerbliche Zwecke zu holen. Der Betreiber erwirbt Grundstücke an Stellen, die mehr oder weniger für das Industrieprojekt geeignet sind. Danach geht der Betreiber zur Kommune und präsentiert sein Vorhaben mit allen Regeln der Vertriebskunst.
Die Vertreter der Kommune sind beeindruckt, so was haben sie noch nie gehört. Die politischen Umweltziele, die Nachhaltigkeitsforderungen usw. alles wird erfüllt. Die Kommune kann sich als Umweltkommune präsentieren, ohne überhaupt selbst einen Beitrag leisten zu müssen. Es werden Gutachten, die ausschließlich auf dem geplanten Projekt basieren, in Auftrag gegeben. Alternativen zu der Fernwärme aus Tiefengeothermie werden überhaupt nicht in Betracht gezogen, man müsste ja initiativ werden.
Jetzt besteht nur noch das Problem, wie bringen wir es der Bevölkerung bei. Dafür ist eine Bürgerversammlung, in der in erster Linie Vertreter der Geothermie Branche reden, das geeignete Instrument. Bürger, die ihre Fragen schon im Vorfeld an die Stadt gerichtet haben, warten vergebens auf die Beantwortung ihrer Anliegen oder werden wegen der Kürze der Zeit abgekanzelt. Am Ende der Bürgerversammlung schütteln die Vertreter der Kommune und die der Geothermie einander die Hände und man freut sich über einen gelungenen Abend.
Ach ja, man muss ja der Demokratie genüge tun, am 9.6.2011 also knapp nach der Bürgerversammlung, damit ja kein Störfeuer mehr möglich ist, wird das Vorhaben Tiefengeothermie noch vom Stadtrat abgesegnet. Das ist gelebte Demokratie. Die betroffenen Familien, die ja immerhin mindestens 300m von dem Kraftwerk entfernt wohnen, bekommen die Aussage, dass alles entsprechend der strengen Vorschriften erfüllt wird, um die Ohren geschlagen. Wirkungsgrad spielt überhaupt keine Rolle, das ist ja alles heiße Luft, Lärm wieso, Naturschutz, Klimaschutz, Landschaftsschutz, Schutz des Eigentums der Bürger, all das wird dem so genannten Fortschritt geopfert.
Wie wunderbar, dass es so selbstlose Investoren gibt, die keine Kosten scheuen, uns den Fortschritt ins Land zu bringen. Deutschland ist ja selbst nicht in der Lage solche Projekte zu stemmen oder wollen auch die hiesigen Unternehmen wie Siemens, das aus dieser Technik ausgestiegen ist, das nicht?
Nachbarn grüßen einander nicht mehr, Behörden reagieren verärgert oder gar nicht auf entsprechende Anfragen von so genannten Wutbürgern (Mutbürgern!), weil es Gott sei Dank noch Bürger gibt, die sich gegen dieses Unrecht zur Wehr setzen.
Erich Laznicka, Weilheim