Die Moore als Klima-Retter

Am 20.07.10 schreibt der merkur:
Weilheim – Drainagen wurden gelegt, um Ackerflächen zu gewinnen, Torf wurde abgebaut, um Heizmaterial oder Gartenerde zu erhalten.
Anhand einer Karte zeigt Heinz Botsch (Schutzgemeinschaft) Landrat Friedrich Zeller die Situation im Weilheimer Moos.

Inzwischen aber steht fest: Mooren kommt beim Klimaschutz eine wichtige Rolle zu: Sie binden nämlich Kohlendioxid (CO2) – aber nur, wenn sie intakt sind. Die Moor-Renaturierung ist deswegen für den Landkreis, der sich das Ziel gesetzt hat, den Ausstoß von CO2 bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, von besonderer Bedeutung, wie Landrat Friedrich Zeller bei einer Tagung von rund 70 Experten aus ganz Bayern in Weilheim feststellte.

„Sie trägt dazu bei, dass wir unser hochgestecktes Klimaziel erreichen können“, so Zeller. Bis auf ganz wenige Moore sind laut Cornelia Siuda jedoch alle im Landkreis entwässert oder bearbeitet. Siuda ist Fachkraft für Moor-Renaturierung am Landratsamt und somit „Herrin“ über knapp 17 000 Hektar Moorfläche. Damit liegen 7,6 Prozent aller bayerischen Moore in der Region, nur Rosenheim hat mit 8,8 Prozent bayernweit einen höheren Anteil. Siudas Stelle wurde eigens aus dem „Bayerischen Klimaschutzprogramm 2020“ geschaffen.

Zentral für den Schutz des Moores ist die Wiederherstellung des Wasserhaushaltes. Steigt der Wasserspiegel, kann sich Torf bilden, und der bindet den Kohlenstoff, der bei Abbauprozessen als CO2 freigesetzt wird. Doch das Verwässern hat Grenzen. Wenn Flächen zum Beispiel schon sehr stark verbuscht oder bewaldet sind oder aber über viele Besitzer verfügen, „müssen wir die Segel streichen“, so Siuda.
Es gibt aber auch schon gelungene Beispiele für eine klimafreundliche Hochmoor-Renaturierung: Das Schechenfilz bei Iffeldorf gehört dazu, das die Experten der Tagung besuchten.
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Ökologisch intakte und renaturierte Moore sind unverzichtbare Bestandteile des bayerischen Naturerbes, weil sie einen entscheidenden Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten und viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten beheimaten. Moorschutz und Moorentwicklung dienen dem vorbeugenden Hochwasserschutz.
Moore gewinnen zunehmend an Bedeutung als Stoffsenken im Sinne der Agenda 21der Konferenz von Rio (1992) und des Kyoto-Protokolls (1997).

Auszug aus Art. 13d „Gesetzlich geschützte Biotope“ des Bayerischen Naturschutzgesetzes:“
„Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder nachhaltigen Beeinträchtigung folgender, ökologisch besonders wertvoller Biotope führen können, sind unzulässig: Moore und Sümpfe, Röhrichte, seggen- oder binsenreiche Nass- und Feuchtwiesen, Pfeifengraswiesen und Quellenbereiche;

Zur Liste der geschützten Biotope im geplanten Kraftwerksbereich Bernried

Das Moor-Entwicklungskonzept Bayerns am geplanten Bernrieder Geothermiekraftwerk

Abb. 1 – Moor-Entwicklungskonzept, Diemendorfer Moos, Karpfenwinkel, Bernrieder Filz
Roter Kreis: Kraftwerks-Einzugsgebiet
Abb. 2 – Ammersee und Starnberger See – Verbundsystem Moor
Abb. 3 – Einige Bewohner am geplanten Kraftwerksstandort Bernried

Umwelt Bundesamt Studie
Vorabdruck für die Bundespressekonferenz – am 7. Juli 2010
Seite 73 – Geothermie
Wenn geothermische Quellen in einem Gebiet liegen, in dem natürliche Ressourcen einem besonderen Schutz unterstehen, sollte in der Regel an diesen Standorten das geothermische Potential nicht erschlossen werden.

Wir wenden folgende Erschließungsrestriktionen an:
• Ökologische Flächenrestriktion
Unter die ökologische Flächenrestriktion fallen Schutzgebiete wie z.B.
• Wasserschutzgebiete (unabhängig vom Schutzstatus vollständig auszuschließen),
ökologisch besonders wertvolle Naturräume wie Moore (vollständig auszuschließen) und
• Waldgebiete (zu 2/3 auszuschließen, um zusammenhängende Waldgebiete nicht anzutasten)

EU-Umweltkonferenz „Green Week“: Wenig Fortschritt beim weltweiten Artenschutz.
„Bis zu einem Viertel der Tiere in Europa sind vom Aussterben bedroht“, sagte am Donnerstag die Direktorin der Europäischen Umweltagentur, Jacqueline McGlade – allerdings ohne einen Zeitraum zu beziffern. Ihr zufolge sind ein Viertel der im Wasser lebenden Säugetiere, 22 Prozent der Amphibien und 21 Prozent der Reptilien gefährdet. Ähnliches gelte für Vögel und für auf dem Land lebende Säugetiere.
Die Hauptgründe für das Artensterben liefert laut EU der Mensch, allen voran die Landwirtschaft. „Allein 26 Prozent der Arten sind gefährdet aufgrund von Pestiziden und Nitraten aus Düngemitteln“, so McGlade
Zudem schränken zunehmende Bebauung und der Ausbau von Infrastruktur den Lebensraum von Tieren immer weiter ein. Dazu kommen die „exzessive Ausbeutung von Rohstoffen“, Luftverschmutzung und der Klimawandel, der nicht zuletzt fremde Arten in nördliche Gebiete treibt. „70 Prozent der Arten sind in ihrem Lebensraum gefährdet, was die Populationen binnen wenigen Jahren substantiell verändern wird“, unterstreicht McGlade.
Wiener Zeitung

Kritisch sieht diese Art der „unangepassten“ Geothermieprojekte der Energie-Referent des Bund Naturschutz
Ebenso der BN Kreis Weilheim-Schongau stellt selbstverständlich die Interessen der Natur vor diese eines privaten Industrieprojekts

Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen benennt das Schutzgebiet Westufer Starnberger See als Ausschlussflächen für Geothermie.
Ausschlussflächen für Geothermie: Schutzgebiete nach WDPA – Wold Database on Protected Aereas

Abb. Lage des geplanten Geothermie-Kraftwerks mitten im Schutzgebiet und angrenzend an die Moorseen Auweiher und Nähe Gallaweiher

Ramsar-Gebiet (1976) – Eines der ältesten globalen Umweltabkommen
Die Ramsar-Konvention hat das Ziel Feuchtgebiete weltweit zu erhalten und zerstörte Gebiete wiederherzustellen. Unterzeichnet wurde die Konvention von 159 Staaten.zur Ramsar-Konvention, Bundesministerium Umwelt, Naturschutz

Herr Günter Schorn allerdings, Vorsitzender des BN Starnberg und Lobbyist der BE-Geothermal GmbH in Bernried: „Umweltschutz sichergestellt“. Öffentlich mussten die Tutzinger auch von Herrn Schorn erfahren, dass man schon sehen werde, ob Bekassine und Schwarzstorch sich an dem Kraftwerk stören werden.

R.F-J.