24. August 2011
Geothermie-Bohrungen in Leonberg
Bodenerosionen verursachen Häuserschäden
Durch eine Geothermie-Bohrung wurden zwei Grundwasserspeicher in der Kreisstadt Leonberg miteinander verbunden. 24 Wohnhäuser sind durch die Erosionen im Boden um mehrere Zentimeter abgesackt. Schuld daran, will jedoch keiner sein.
17. August 2011 – Der 22. Juli könnte als schwarzer Freitag in die Stadtgeschichte von Leonberg eingehen. In der ehemaligen baden-württembergischen Kreisstadt im Westen von Stuttgart waren an dem Tag Bauarbeiter im Stadtteil Eltingen angerückt, um mit Spezialbohrmaschinen etwa 80 Meter tief in die Erde zu bohren. Nach knapp einer Woche entdeckten die Hausbesitzer in der Leonberger Thomas-Mann-Straße und der Pfaffenwiesenstraße Risse in ihren Häusern: Fliesen fielen von der Wand, einige Häuser sackten mehrere Zentimeter ab, die lauten Knackgeräusche des Gebälks rissen Hausbesitzer in der Nacht aus dem Schlaf.
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Die Leonberger Bürger erinnerten sich sogleich an die schleichende Katastrophe in der südbadischen Stadt Staufen. Dort waren 2007 zum Heizen des Rathauses ebenfalls Oberflächen-Geothermie-Bohrungen gemacht worden. Sie verursachten Hebungen, und viele Häuser in der historisch wertvollen Altstadt wurden stark zerstört. In Staufen war für die Erdwärmesonden 140 Meter tief gebohrt worden. Eine elliptische Fläche von 280 Metern Länge und 180 Meter Breite hebt sich bis heute, in manchen Monaten um elf Millimeter.
Hebungen konnten nicht gestoppt werden
Im Herbst 2008 stellte das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, angesiedelt beim Freiburger Regierungspräsidium, eine Arbeitshypothese zu den Ursachen auf: Die Bohrungen seien gemacht worden, weil Grundwasser in Gipskeuper-Schichten eingedrungen sei und der Gipskeuper quelle. So entstand ein Schaden von etwa 50 Millionen Euro.
Mittlerweile versuchen die Geologen des Landesamts zu verhindern, dass mehr Grundwasser in weitere Gipskeuper-Schichten eindringt. Sie lassen Grundwasser abpumpen und die Löcher für die Erdwärmesonden mit Spezialzement abdichten. Damit konnten die Hebungen gebremst, aber nicht endgültig gestoppt werden. 260 Häuser haben Risse oder Schwierigkeiten mit der Statik. Die damalige CDU-FDP-Landesregierung musste der Stadt im Breisgau helfen. Sie verpflichtete sich, ein Drittel der Schadenssumme zu übernehmen. Ein weiteres Drittel zahlen die kommunalen Spitzenverbände, das letzte Drittel muss durch Spenden aus derAktion „Staufen darf nicht zerbrechen“ eingeworben werden.
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