Von Brigitte Gretschmann – Münchener Merkur, Pfingstausgabe 2011
Die große Mehrheit der Weilheimer Stadträte hat die Entscheidung darüber, ob das Einvernehmen zum Bau des geplanten Geothermie-Kraftwerks in der Lichtenau erteilt wird, verschoben: Am 13. Juli soll sie nun fallen. Zu viele Fragen aus der Bürgerschaft seien noch offen, lautete die Begründung. Fragen zu Lärm, zu Erdbeben, zur Fernwärmeversorgung, zu Kosten und und und …
Fleißig beantwortet das Stadtbauamt mit Hilfe von Experten seit kurzem Frage für Frage. Das ist ein gut gemeinter Versuch, schön Wetter bei jenen skeptischen Bürgern zu machen, die jetzt erschrocken registrieren, was vor ihrer Haustür schon lange vor dem neu gefundenen Atomausstieg geplant wurde und nun realisiert wird.
In der Lichtenau wird globale Finanzpolitik im Reinformat gemacht. Die Geothermie-Firma nennt sich zwar inzwischen statt ,,GeoGlobal Energy“ bodenständig ,,Erdwärme Oberland“, ist aber eine Tochter des neuseeländischen Energiekonzerns ,,Mighty River Power“. Und das Sagen haben bei ihr langjährige lnvestmentbanker. Die erwarten sich aus dem aus heißem Wasser erzeugten Strom nur eins: eine super Rendite.
Weilheim hat da nichts zu melden: So wenig Einfluss die Stadt bei der Vergabe des Geothermie-Claims durch das Wirtschaftsministerium hatte, genauso wenig hat sie auf die Probebohrungen und den Bau des Geothermie-Kraftwerks.
Erteilt sie ihr Einvernehmen nicht, macht das an ihrer Stelle eben das Landratsamt. So einfach ist das.
Die Bürgerinitiative will dieses abgekartete Spiel nicht mit machen, trommelt laut gegen das Vorhaben. Sie macht damit auch auf politische und wirtschaftliche Zusammenhänge aufmerksam, die gern im Dunkeln gehalten werden.
Brigitte Gretschmann
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