Bürgerversammlung vom 24. Mai 2011 in der Stadthalle von Weilheim i.OBB

Seit gestern sind wir schlauer…
…nicht viel, aber ein bisschen vielleicht.

Auf die Fragen zu niederfrequentem Schall, kalter Enteignung, Landaustrocknung und Gau haben wir Anwohner gar keine Antworten bekommen, obwohl Herr Loth uns bei der Begrüßung ein Beantworten aller unserer Fragen während der Bürgerversammlung versprochen hatte.

Die Frage über den Schallschutz wurde beantwortet. Herr Landrat Dr. Zeller erklärte uns, dass der Betreiber des Kraftwerkes selbst den Schallschutz kontrollieren würde und das Landratsamt informiere. Ich kann mir folgende Situation ganz realistisch vorstellen: Die Betreiberfirma ruft bei der Stadt oder dem Land an und sagt: Unser Bohrplatz oder Kraftwerk ist zu laut, wir stellen mal eben ab.

Wir bekamen auch Antworten auf die zweite Frage, nämlich die über drohende Erdbeben:
Bewegung gäbe es da unten immer bei einem unterirdischem Wärmetauscher, aber vermutlich nichts Schlimmes. So genau wüsste man das ja vorher nie, weil in dieser Größenordnung unter hiesigen Bedingungen noch keine Erfahrungen bestünden und man erst nach der Bohrung wirklich wisse, was da unten los sei. Außerdem seien kleine seismische Ereignisse erwünscht, damit die Geologen forschen und Informationen sammeln könnten.

Über das Thema, ob es sich bei der Anlage um ein geschlossenes System handelt, waren sich Herr Dr. Bruhn vom Geoforschungszentrum Potsdam und der Geschäftsführer der Erdwärme Oberland, Herr Dr. Wiendieck, uneins: Herr Dr. Bruhn meinte nicht, Herr Dr. Wiendieck schon.

Herr Dr.Wiendieck schwärmt auch vom künftigen Standort seiner Energiezentrale: Kein Naturschutz, kein Naherholungsgebiet, keine Wohnsiedlung. Unter uns gesagt: Es gibt da vielleicht den Zellsee (Natura 2000), etliche FFH-Gebiete, etliche Biotope, den unter Naturschutz stehenden Paterzeller Eibenwald, aber das macht wohl nichts. Der Fahrradweg von Weilheim geht bis zum Hahnenbühel und bei gutem Wetter ist ganz schön was los vor lauter „Ausflugsradlern“.

Die können dann aber in der Zukunft sogar noch eine Kraftwerksbesichtigung bei ihrem Ausflug mit einplanen. Diese Energiezentrale muss jedoch so scheußlich sein, dass vorbeifahrende Autos durch einen Sichtschutzwall geschützt werden sollen. Wir Anwohner, wenn ich es recht verstanden habe, dürfen von der anderen Seite aus den Anblick uneingeschränkt genießen. Und was ist mit Wohngebiet? Uns gibt’s gar nicht! Prima, brauchen wir dann auch keine Grundsteuer etc. bezahlen?

Einen Bürgerentscheid dürfen wir auch machen. Unser Bürgermeister hat uns das erlaubt. Nachdem er jedoch mit der lokalen Presse gemeinsam bis jetzt den Kraftwerksstandort geheim gehalten hat, haben wir nur noch bis 9. Juni Zeit bis zur Entscheidung des Stadtrates. Herr Loth hat vergessen uns zu sagen, wie ein Bürgerentscheid in der verbleibenden kurzen Zeit funktionieren soll.

Er hat allerdings versprochen, dass die nicht beantworteten Fragen noch von der Agenda 21 bearbeitet würden. Die Fragen, die unmittelbar die Stadt und/oder das Land betreffen, möchten wir jedoch von diesen beantwortet haben.

Im Anschluss an die Veranstaltung wurde es privat:

Herr Dr. Bruhn zollte den Absichten des Herrn Dr. Wiendieck Respekt, selbst produzierten Strom für den Betrieb des Kraftwerks verwenden zu wollen (Zitat: „physisch“). Herr Dr. Wiendieck hat natürlich keine direkte Stromzuleitung von einem AKW. Er versäumte jedoch den Zuhörern mitzuteilen, wie er den Eigenstromverbrauch abrechnen werde. Wenn ich ihn in den letzten Veranstaltungen recht verstanden habe, bezahlt er dafür nur den billigen Industriestromtarif?

Herr Grehl von den Grünen machte Frau Witti von der Bürgerinitiative BIF UNAE  aus Haunshofen ein Kompliment. Sie habe „eine so irgendwie esoterische Ausstrahlung“ und Herrn Erich Jech von selbiger Bürgerinitiative nannte er einen Kasperl. Er tat dies in einer Lautstärke, die uns wohl schon an unseren neuen Umgebungsgeräuschpegel gewöhnen sollte. Von Schäden an Gebäuden, verursacht durch die seismischen Messungen wüsste er nichts.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und auch dafür, dass die Bürger nicht nur schriftlich sondern auch mündlich während der Bürgerversammlung einige Fragen stellen konnten.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Hahnenbühel
Paul Göttlinger – 26.Mai 2011 –