Wir erinnern uns noch an den Super-Gau in Tschernobyl und die Natur wird sich über Jahrhunderte daran erinnern. Nach wie vor sterben Menschen an den Folgen der Katastrophe und werden auch weiterhin daran sterben.
Nur wenige erinnern sich an die vielen vor der Öffentlichkeit oft verschwiegenen Katastrophen und Fast-Katastrophen in Kernkraftwerken. Rund um Sellafield bewiesen Bodenproben, daß die Umwelt stärker verseucht ist, als in Tschernobyl. Die Fastkatastrophe in Biblis, die Katastrophe in Harrisburg, die Einleitung radioaktiven Wassers in La Hague usw.
Den 6 bekannt gewordenen Kernschmelzen lagen menschliches Versagen und Konstruktionsmängel zugrunde.
Der erste niemals wirklich kalkulierbare Faktor der Sicherheit ist der Mensch, der zweite niemals kalkulierbare Faktor ist die Natur. Ein Fehlschlag bedeutet hier die irreversible, für Jahrhunderte unkorrigierbare Verseuchung und Vernichtung der Lebensgrundlagen für alle zukünftigen Generationen.
Fukushima
Ein Bruch der Wasserrohre im AKW Fukushima durch das starke Erdbeben soll der Grund für den Ausfall der Stromversorgung für die Kühlung gewesen sein.
Am 5. April 2011 kritisierte die internationale Atomenergiebehörde den Kraftwerksbetreiber Tepco wegen unzureichender Sicherheitsmassnahmen.
In Fukushima erleben wir aktuell einen Multi-Super-Gau. Es sind gleich 4 Reaktoren akut betroffen.
Gut 10 Tage erlebten wir Sondersendungen zur entsetzlichen Katastrophe in Japan in jedem Fernsehsender, in denen wir vor allem auch den Informations-Gau hautnah miterleben konnten.
Der Informations-Gau
Dann wurde es bereits stiller um Fukushima. Wir erfahren noch von einem Hund, den man von einem Hausdach retten konnte, von den Versuchen, Risse im Reaktor mit Haarfestiger zu stopfen, Frischhalte-Folien zur Eindämmung der Radioaktiven Verstrahlung, von unsäglichen Duschversuchen um „vorübergehende Kernschmelzen“ auszupinkeln.
Die Lügen
Wir erfahren von extremen Strahlungswerten, die korrigiert und bestätigt werden – vor allem aber nicht gesundheitsschädlich sein sollen. Selbst die Freisetzung von Plutonium, dem giftigsten Stoff unserer Welt, wird eingeräumt. Nach den Worten des Kraftwerksbetreibers ist dies aber keinesfalls schädlich. Ebenso unbedenklich sollen die Vergleichsweise kurzlebigen Isotope wie Plutonium 238 mit einer Halbwertzeit von 88 Jahren, Cäsium mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren sein.
Die Medien berichten nicht von den Kernschmelzen, sondern von defekten Brennstäben, als wäre in den Reaktoren nur eine Schraube locker.
Atomkraftwerke sind ein lukratives aber todbringendes Geschäft
Man lullt uns längst ein, will uns vergessen machen was die Katastrophe nicht nur für Japan, sondern für die ganze Welt bedeutet. Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren! und ist bereits in den geringsten Spuren hochgiftig.
Die Katastrophe wird uns viel länger erhalten bleiben, als wir überhaupt denken können.
Fachleute gehen schon lange von Kernschmelzen aus. Diese haben sich bereits durch den Beton gefressen und das Grundwasser verseucht. Von da aus gelangen die hochgiftigen Stoffe ins Meer und mit den Strömungen um die ganze Welt. Radioaktiver Dampf gelangt in die Atmosphäre und ebenfalls um die ganze Welt. U.a. Cäsium wurde bereits weltweit gemessen. Seit dem 4. April werden zusätzlich 11.500 Tonnen verstrahltes Wasser in das Meer geleitet, 60.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser befinden sich noch in den Reaktorgebäuden.
Jegliche radioaktive Strahlung ist gefährlich und zerstört Zellen und/oder kann Zellen dazu bringen, zu degenerieren und Krebs zu entwickeln bzw. missgebildete Kinder zu verursachen. Cäsium mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren, wird in allen Organen eingelagert und löst Krebs aus. Strontium wird in Zähnen und Knochen eingelagert und verursacht Leukämie. usw. Auch sehr geringe Strahlung kann zu schweren Schäden führen und das Erbgut verändern.
Ein Sarkophag ist nun im Gespräch.
Dies ist erst möglich, wenn Hitze und akute Strahlung abgeklungen sind und Japan ausreichend freiwillige Arbeiter für dieses Unternehmen findet.
Für den Bau des Sarkophags in Tschernobyl 1986 zwangsverpflichtete die damalige kommunistische Führung der Sowjetunion etwa 800.000 Menschen. Jetzt, 25 Jahre später, arbeitet man bereits an einer neuen Schutzhülle, die dann hoffentlich die nächsten 100 Jahre notdürftig hält. Der Alte Sarkophag hat bereits Risse und Wasser dringt ein. Er könnte einstürzen und weiterhin viel Radioaktivität in die Atmosphäre entlassen. Schon heute tritt immer wieder verstrahlte Flüssigkeit aus. In Schweden gibt es infolge des GAUs in Tschernobyl noch heute stark mit Cäsium verstrahlte Seen und kontaminierte Fische und in Niederbayern sind Wildschweine und Pilze noch hoch verstrahlt. Aktuell untersucht die französische Gesundheitsbehörde DGS Wasserproben aus Seen und Speicherbecken, um festzustellen, ob sich die gefährlichen radioaktiven Stoffe Cäsium 137 und Jod 131 aus Fukushima bereits auf stehenden Gewässern abgesetzt haben.
In Tschernobyl waren Brennelemente im Einsatz, die ausschließlich aus reinem Urandioxid bestanden. Diese Brennelemente waren ursprünglich auch in Fukushima im Einsatz. Erst ab dem 21. August letzten Jahres waren im Reaktorblock 3 von Fukushima die MOX-Brennelemente im Einsatz, die neben Urandioxid auch das hochgiftige Plutoniumdioxid enthalten. (Auch deutsche AKWs enthalten die gefährlichen MOX-Brennstäbe.) Die Abklingbecken in Fukuschima sind bis zum Bersten gefüllt.
Laut Umweltinstitut München lagert in Fukushima mindestens 120-mal so viel radioaktives Inventar wie in Tschernobyl.
Die „Grabpflege“ für die Plutonium-Brennstäbe in Fukushima muss für weit mehr als nur 24.000 Jahre sicher gestellt werden.
Da die Gefahren der Kernspaltung bekannt sind, kann man wohl kaum von fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässigem Massenmord aus Unwissenheit ausgehen. Sondern muss mit gesundem Menschenverstand annehmen, dass Verantwortliche in Politik und Wirtschaft dieses Verbrechen an der Menschheit billigend in Kauf nehmen.
Zudem auch noch die Politik – AUCH IN DEUTSCHLAND! – die Wirtschaftlichkeit vor die Sicherheit gestellt hat. Ein Verbrechen aus niedrigen Beweggründen und mit so weitreichenden Folgen, wie kaum ein anderes.
Uran als Waffe
Ehrlicher ist unser Kriegsspielzeug. Atombomben und Atombombenversuche im Meer und in der Atmosphäre, sowie Uranmunition sollen töten. Dafür sind sie gemacht und das bestreitet auch kein Land. Tonnen an radioaktiven Stoffen sind so zusätzlich in die Umwelt gelangt und töten weltweit.
Abgereichertes Uran wird als Munition verwendet und wurde in Serbien, Irak, Afghanistan hinterlassen und jetzt in Libyen verteilt. Fragen nach der panzerbrechenden Munition aus „abgereichertem Uran“ des US-Kampfjet vom Typ „A 10 Thunderbolt“, der am 1. April 2011 in der Eifel abstützte, werden laut. Häufung von Krebserkrankungen, Leukämie und Erkrankungen des Immunsystems könnten in Laufeld / Eifel die Folge sein.
Aber auch diese Strahlung tötet nicht nur regional, sondern verteilt sich über weite Teile der Erde.
Der Dokumentarfilm „Deadly dust“ des Grimme-Preisträgers Frieder Wagner beschreibt die Folgen eindrücklich.
Wir töten unsere Kinder!
Weder Ethik-Kommissionen, noch Moratorien sind von Nöten, um die Konsequenzen unseres Tuns zu erfassen.
Die Folgen der Nutzung der Kernspaltung, ob zivil oder militärisch, sind bekannt. Ebenso bekannt ist, dass es weltweit keine Endlagerstätte für unseren strahlenden Müll gibt, die auch nur für kurze Zeit eine vermeintliche Sicherheit geben könnte. Wir wissen nicht, was sich vor 5.000 Jahren in unserer Welt zugetragen hat, wir wissen nicht einmal viel über das „dunkle Mittelalter“ vor ca. 1.200 Jahren. Sofern aber die Menschheit nicht zur Vernunft kommt, werden wir dieses Jahrtausend nicht überleben.
R.F-J.
„Das Ende des Lebens auf unserem Planeten ist vorstellbar geworden. Die Schöpfung stirbt langsam.“
Siegfried Lenz, aus der Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Oktober 1988