18.10-19.10.2010
Die Messstationen des Geophysikalischen Observatoriums in Fürstenfeldbruck haben in der Nacht von Montag auf Dienstag ein Erdbeben im Inntal (Österreich) registriert.
Das Beben war im Bayerischen Garmisch-Partenkirchen und noch im Allgäu deutlich zu spüren. Die Zeugen vernahmen ein dunkles Grollen, ein Zittern.
Das Inntal ist für die Seismologen in Bayern ein altbekannter Kandidat. Dort trifft nämlich grob gesagt, Afrika auf Europa. „Die Afrikanische Platte bewegt sich Richtung Europa und hebt die Alpen empor. (…)“
Die bayerischen Messinstrumente zeichneten 3.6 auf der Richterskala auf, die österreichischen sogar 4.
Die lokalen Medien berichteten, dass zahllose Bürger aus dem Schlaf gerissen wurden.
Stärke 3 ist ein Bodenwackler“, erklärt Eichhorn. Schon die nächste Stufe 4 sei nicht nur ein bisschen heftiger, sondern schon 30 Mal so intensiv. Und so geht es weiter: Stärke 5 hat die 900-fache Intensität. Ein Beben breitet sich vom Epizentrum aus nicht unbedingt kreisförmig aus. (…)
Das Beben ereignete sich in 9 km Tiefe, deshalb hätte es keine Gebäudeschäden gegeben. Bei einer Tiefe von 2 km (z.B. bei Geothermie-Erdbeben) würde das anders aussehen, sagte Joachim Wassermann.
Im Freistaat grummelt die Erde ständig vor sich hin, etwa 150 Mal im Jahr erzittert sie laut Wassermann deutlich messbar.
Manchmal schnellt die Statistik auch nach oben: Zum Beispiel 2009, als es in Bad Reichenhall etwa 400 Beben gab. Die Experten vermuten, dass die starken Niederschläge in den Monaten Juni bis August in die löcherigen Kalkstein-Berge einsickerte und die Beben auslöste.
Wenn allerdings Dr. Wassermann bei den Promotion-Veranstaltungen der Geothermie-Lobby, z.B. für die BE-Geothermal auftritt, redet er die Beben-Gefahr in Bayern klein. Laut Dr. Schubert, Erdwerk GmbH hat es seit 900 Jahren keine Beben in Bayern gegeben.
Interview Prof. Dr. Emmermann, Geoforschungszentrum Potsdam:”…weil es auch überall fundamental gilt, dass an jedem Punkt in jeder Tiefe die Spannungen, unter denen die spröde Erdkruste steht, gerade im Bruchgleichgewicht sich befinden, … d.h. die Kruste hat sich sozusagen vollgesogen mit mechanischer Spannung und wenn Sie eine kleine Spannungsänderung machen, indem man etwa über Flüssigkeit im Bohrloch Druck auf das Gestein gibt, erzeugen Sie künstliche Erdbeben. Wir haben Drucke aufgegeben und haben tatsächlich Erdbeben erzeugt und zwar hunderte. …”
Siehe auch:
von Dipl.-Ing (Physik) H. Edelmann
Erdbeben nach Flüssigkeitsinjektion
Selbst geringe Veränderungen des Drucks im Gestein genügen, um Erdbeben in mehreren Kilometern Tiefe auszulösen.
“Evidence for rainfall-triggered earthquake activity”,
S. Hainzl, T. Kraft, J. Wassermann, H. Igel, and E. Schmedes
Das Beben das über die Grenze kam
Von Carina Lechner (Münchner Merkur, Bayern & Region, 20. Oktober 2010)