Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) zeigt in einer im Mai vorab veröffentlichten Stellungnahme auf, dass eine 100% regenerative Stromerzeugung bis 2050 grundsätzlich möglich und wirtschaftlich ist, ohne die Nutzung der tiefen Geothermie. Die Stellungnahme wurde vorab veröffentlicht, da bereits jetzt die Beratungsgespräche zur Novellierung des EEG für 2012 laufen.
Der SRU ist ein wissenschaftliches Beratungsgremium der Bundesregierung mit dem Auftrag, die Umweltsituation und Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland und deren Entwicklungstendenzen darzustellen und zu begutachten sowie umweltpolitische Fehlentwicklungen und Möglichkeiten zu deren Vermeidung oder Beseitigung aufzuzeigen. Ein besonderes Merkmal des SRU ist die fachliche Unabhängigkeit.
Die Stellungnahme zeigt in 3 Szenarien mit jeweils 2 zugrunde gelegten Strombedarfen in 2050 auf, aus welchen Energiequellen und mit welchen Speicherungsmöglichkeiten das o.g. Ziel erreicht werden kann.
Strombedarf:
Auf Basis verschiedener Studien wird es als wahrscheinlich gesehen, dass die Stromnachfrage 2050 im Bereich von 500 TWh stabilisiert werden kann. Dies würde stringente Bemühungen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung für die traditionellen Stromnutzungen voraussetzen, dann aber auch eine Elektrifizierung des Individualverkehrs in einem signifikanten Umfang (etwa die Hälfte der derzeitigen Verkehrsleistung) erlauben.
Eine zweite Variante nimmt einen jährlichen Strombedarf von 700 TWh für Deutschland im Jahr 2050 an. Eine solche Nachfrage könnte eintreten, wenn keine ehrgeizige Effizienzstrategie umgesetzt und zusätzlich der Individualverkehr weitestgehend auf elektrische Antriebe umgestellt werden würde.
Die 700 TWh 2050 werden als unwahrscheinlich angesehen aber um die grundsätzliche Realisierbarkeit aufzuzeigen quasi als rechte Leitplanke mitbetrachtet. Wenn sich 700 TWh Bedarf aus erneubaren Energien decken lassen, so lässt sich natürlich auch jeder entstehende Bedarf zwischen 500 TWh und 700 TWh decken.
Szenarien:
Die Szenarien zeigen verschiedene Handelspartnerschaften auf.
Ein Szenario beschreibt eine 100% Selbstversorgung und Speicherung Deutschlands ganz ohne Stromaustausch mit Nachbarstaaten. Dieses Szenario wird ebenfalls nur mitbetrachtet um das Potenzial und die grundsätzliche Machbarkeit einer Stromproduktion aus erneubaren Energien aufzuzeigen. Wirtschaftlich und politisch ist dieses Szenario aber nicht erstrebenswert.
Als wahrscheinliche und erstrebenswerte Szenarien wird ein Zusammenschluss mit Dänemark und Norwegen gesehen um die großen Möglichkeiten der Speicherkraftwerke Norwegens mit zu Nutzen oder aber der Zusammenschluss Europas mit Nordafrika mit dem Vorteil die hohen Kapazitäten der solaren Stromerzeugung in der Wüste Nordafrikas zu nutzen.
Die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie kommt nur in den Szenarien mit 700TWh und nur mit möglichst geringem Anteil zum Tragen. Auf grund der im Vergleich extrem hohen (bis zu 4-fach höheren) Stromgestehungskosten des Stroms aus tiefer Geothermie wird dieser Strombezug vermieden um im Erzeugungsmix einen niedrigen, gegenüber der konventionellen Stromerzeugung vertretbaren oder sogar günstigeren Preis darzustellen.
Fazit
Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich eine 100% Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen darstellen lässt. Die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie in den dabei betrachteten wahrscheinlichen Szenarien nicht vorkommt und in den unwahrscheinlichen mit höherem Stromverbrauch und politisch nicht erstrebenswerten Konstellationen weitestgehend vermieden wird.
Daraus lässt sich ableiten, dass die Stromerzeugung aus tiefer Geothermie nicht benötigt wird und die Förderpolitik dementsprechend angepasst werden sollte. Die hohen Vergütungssätze für Geothermiestrom des EEG in der Fassung von 2009 sollten dann der Vergangheit angehören und die allerorts ausgebrochene Goldgräberstimmung beendet.
Die Förderung sollte den Energiegewinnungsformen zukommen, die wirklich nachhaltig sind und langfristig das Potenzial haben marktfähige Preise anzunehmen.
Dipl. Ing. B. Schmitt
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