BIf UNAE informierte Tutzing

Eine Ansicht zur Infoveranstaltung der BI in Tutzing, 6. Mai 2010

Der grosse Saal im Andechser Hof in Tutzing war gut besucht. Dipl. Ing. Striegel und Dipl. Ing. Schmitt trugen die vielen Facetten des industriellen Grossprojekts – dem grössten Geothermie-Kraftwerk Mitteleuropas in unserem Landschaftsschutzgebiet – einer interessierten Öffentlichkeit vor. Der Tutzinger Rechtsanwalt Andreas Chowanetz rundete den Vortrag mit der Sicht auf den Immobilienmarkt und die rechtlichen Aspekte ab und übernahm im Anschluss die Moderation der Fragestunde. Unser Gast, Rechtsanwalt Roger Roth, der u.a. die Erdbebengeschädigten in Landau vertritt, gab eine kurze aber eindrucksvolle Darstellung zu den Landauer Vorkommnissen.

Auch der Betreiber der industriellen Planung hatte sich auf der Veranstaltung eingefunden. L.K.Stahl, Inhaber der BE Geothermal GmbH mit Sitz im Briefkasten, schmückte sich u.a. eindrucksvoll mit dem Sprecher der Grünen Landkreis Starnberg, Bernd Pfitzner, und dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz Kreis Starnberg, Günter Schorn.

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Die dem Vortrag folgende Fragestunde nutzte der Kraftwerksbetreiber Herr L.K. Stahl nicht, um Fragen zu stellen oder um fachlich etwas beizutragen, sondern um sein Projekt mit inhaltsleeren Allgemeinplätzchen zu bewerben. Der kleine Kreis um L.K. Stahl bedauerte, dass die Bürgerinitiative einer ausführlichen Selbstdarstellung dieser privaten Firma keinen Raum bot.

Der Bund Naturschutz Starnberg schlug sich auf die Seite

Besonders eindrucksvoll schlug sich der Kreisvorsitzende des BN Starnberg auf die Seite des privaten Kaftwerks-Betreibers BE Geothermal. So unterstellte er der BI, diese würde sich nicht ernsthaft für den Naturschutz interessieren.
Das war ein Schlag ins Gesicht der vielen anwesenden Bürger, die engagiert für den Naturschutz im Einsatz sind. Eine anwesende Dame und grosszügige Spenderin für den BN kommentierte aufgebracht, von ihr bekäme der BN keinen Cent mehr.

Um Fassung bemüht ergriff ich das Mikrofon und fragte Herrn Schorn, wie der BN Starnberg die vom Kraftwerksbetreiber an einen Landschaftsarchitekten vergebene Vogelschutzsichtung Anfang März bewerte.
Herr Schorn erklärte sich mit der Sichtung von Wintergästen im Brut- und Nahrungshabitat für Vögel zufrieden; dies sei ein Anfang.

Das kann doch einen Schwarzstorch nicht erschüttern

Zu einem späteren Zeitpunkt suchte ich nochmals das Gespräch mit dem obersten Naturschützer des LK Starnberg.
Ob er wisse, dass der Schwarzstorch im Kraftwerksbereich lebt, wollte ich von ihm wissen. Herr Schorn bestätigte die Anwesenheit des seltenen und streng geschützten Vogels. (In ganz Bayern leben nur 5 Brutpaare) Lapidar stellte Herr Schorn allerdings fest, man werde dann schon sehen, ob das Kraftwerk den Storch stören wird.  Auch die Anwesenheit der  seltenen Bekassine (eine Schnepfe) bestätigte Herr Schorn ohne Wimpernzucken. Von der Röhrichtwiese habe er gehört. Diese sei aber weit weg. Nachdem ich korrigierte, dass dieser Röhricht direkt und unmittelbar an den Kraftwerksstandort angrenzt, wischte Herr Schorn auch die Bekassine mit einem „Das werde man dann schon sehen, ob es diese stört“ vom Tisch.
Das auffällige „ÄÄÄÄTSCH“ der auch Himmelsziege genannten Schnepfenart kann mit dem gleichgültigen „Ätsch“ dieser Äusserung wohl nicht konkurrieren.
(In Deutschland ist die Bekassine laut Roter Liste vom Aussterben bedroht.)

Während des Gesprächs lauschten umstehende Bürger ähnlich fassungslos wie ich den Worten und Erklärungen des Vertreters des BN Starnberg, in denen er sich auch zum Kraftwerksspezialisten erhob und zusicherte, dass der Lärm der Bohrungen und der Lüfter im Betrieb, am Kraftwerkszaun beendet wäre. Schalldruckpegel größer 90dB(A) Mit Landau wäre das schon deshalb nicht vergleichbar, weil das Landauer Kraftwerk ja schon sehr alt sei.
(Das Kraftwerk Landau ging am 21. November 2007 in Betrieb, nach den Schadensbeben dann in den vorsichtigen Probebetrieb und ist aktuell ganz abgeschaltet)

Meine Fassungslosigkeit entlud sich mit einer empörten und überdeutlichen Meinungsäusserung zu Herrn Schorn selbst, die ich hier nicht wiederholen möchte. Wohlwollend ist allerdings anzumerken, dass Herr Schorn im Anschluss noch lange im Gespräch mit Mitgliedern der BI verweilte.

Was wohl der viel zu früh verstorbene Dr. Ludwig Trautmann-Popp dazu gesagt hätte?
Stellungnahme vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. – lesen

R.F-Jech, Tutzing