Tiefe Geothermie hat das Potenzial, zuverlässig und klimafreundlich Strom zu liefern. Doch sie steht in harter Konkurrenz zu anderen Energiequellen, die oft schneller, günstiger oder politisch stärker gefördert sind. Diese Konkurrenzsituation beeinflusst maßgeblich, wie attraktiv Investitionen in Geothermieprojekte sind und ob sich deren hohe Kosten langfristig rechnen.
Hohe Anfangsinvestitionen als Startnachteil
Während Wind- und Solaranlagen oft mit vergleichsweise geringen Investitionen gebaut werden können, verschlingen Geothermieprojekte bereits in der Explorationsphase Millionenbeträge. Seismische Untersuchungen, Probebohrungen und Genehmigungsverfahren kosten Zeit und Geld, ohne Erfolgsgarantie. Selbst wenn ein Standort geeignet ist, erfordern Bohrungen von drei bis fünf Kilometern Tiefe und der Bau der Kraftwerksanlagen Investitionen im zweistelligen Millionenbereich.
Stromgestehungskosten im Vergleich
Laut aktuellen Studien liegen die Stromgestehungskosten für tiefe Geothermie in Deutschland häufig zwischen 15 und 25 Cent pro Kilowattstunde, je nach Standort und Projektrisiko. Windenergie an Land kann dagegen Strom für unter 10 Cent pro Kilowattstunde liefern, Photovoltaik sogar oft für weniger als 7 Cent. Fossile Kraftwerke bleiben trotz CO₂-Preis in vielen Regionen ebenfalls günstiger. Diese Unterschiede machen es für Geothermie schwer, ohne Förderung wirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein.
Marktrisiken und politische Rahmenbedingungen
Der Strommarkt ist volatil. Schwankende Börsenpreise, veränderte Förderbedingungen und steigende Anforderungen an Klimaschutz und Netzintegration erhöhen die Unsicherheit. Während Wind- und Solarenergie durch Massenproduktion und internationale Wertschöpfungsketten immer günstiger werden, bleibt tiefe Geothermie auf wenige spezialisierte Unternehmen und regionale Projekte beschränkt. Das erschwert Skaleneffekte und hält die Kosten hoch.
Langfristige Chancen und Herausforderungen
Gleichzeitig bietet die Grundlastfähigkeit der Geothermie einen Vorteil: Sie liefert Strom auch dann, wenn Windräder stillstehen und die Sonne nicht scheint. Mit zunehmendem Ausbau wetterabhängiger Energien könnte dieser Beitrag an Bedeutung gewinnen. Dennoch müssen Geothermieprojekte nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugen. Niedrigere Bohrkosten, staatliche Risikofonds für die Explorationsphase und stabile Förderbedingungen könnten helfen, die Konkurrenzfähigkeit zu verbessern.
Ohne solche Maßnahmen bleibt die tiefe Geothermie jedoch im direkten Kostenvergleich oft im Nachteil gegenüber anderen erneuerbaren und konventionellen Energiequellen. Das bremst ihren Ausbau, obwohl sie einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten könnte.