Rhein-Neckar-Zeitung – 06.08.2013
„Brühl. Die Angst geht um – auch in Brühl. War die Geothermie vor wenigen Jahren wie an manchen anderen Orten auch hier noch Hoffnungsträger Nummer 1 in Sachen nachhaltiger Energieversorgung, ist sie heute bei vielen Bürgern eher eine Art energetisches Schmuddelkind. Grund dafür ist das Erdbebenrisiko. Landau, Basel und jüngst St.Gallen stehen für Gefahren, die die Nutzung der Erdwärme mit sich bringen. Im nicht ganz 14.000 Einwohner zählenden Brühl hat sich nach anfänglicher allgemeiner Zustimmung zu einem geplanten Geothermie-Projekt vor etwa fünf Jahren mittlerweile eine regelrechte Front gegen den Bau eines Geothermiekraftwerks gebildet. Und nachdem das Verwaltungsgericht Ende letzter Woche entschied, dass das Kraftwerk entgegen einem Gemeinderatsbeschluss wohl doch gebaut werden darf (wir berichteten), geht jetzt ein richtiger „Geothermie-Graben“ mitten durch die Gemeinde. (…) “ Rhein-Neckar-Zeitung
Aus der Pressemitteilung der BI Energieforum Rohrbach & Insheim: Dass sich an den Gefahren der Tiefe Geothermie nichts geändert hat, zeigen 5 Erdbeben, die seit der Wiederinbetriebnahme des Geothermie-Kraftwerkes Insheim am 26.5. bis heute aufgetreten sind. In Landau waren es im II. Quartal d.J. ebenfalls 5 Erdstöße. Noch dramatischer war die Situation bei einem Geothermieprojekt in der Nähe von St. Gallen in der Schweiz. Mehrere Erdbeben bis zur Stärke von 3,6, ausgelöst durch Gaseintritt bei einer Bohrung in 4 km Tiefe, riss St. Gallener und Appenzeller früh morgens aus dem Schlaf. Die Bohranlage stand kurz vor einer Explosionskatastrophe, die auch Menschen in Lebensgefahr gebracht hätte. Die Bohrung wurde gestoppt.
Solche „unvorhersehbare Ereignisse“ sind bei Geothermiebohrungen keine Seltenheit. Im Nachgang zu diesem Erdbeben in St. Gallen sagen Politiker und Fachleute aus der Schweiz der Geothermie eine düstere Zukunft voraus. Für Frau Lemke ist dies alles keine Diskussion würdig.
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Aber es gibt in Deutschland nur 3 Tiefe-Geothermie-Kraftwerke mit Schwerpunkt „Stromerzeugung“ und alle 3 bereiten große Probleme. Landau muss sich auf eine verstärkte Erdbebentätigkeit im Winterhalbjahr einstellen.
Zur vollständigen Pressemeldung
BI Brühl
Am 5. 8. 2013 titelte die SZ mit „Revolution in 4500 Metern Tiefe“ und „Völlig ungewisser Ausgang für die Bevölkerung“ gleich zwei Artikel zu dem Projekt Allgäu II (Geothermie Mauerstetten) und stellte darin die Projektierung und die eigentlichen, petrothermalen Absichten (Vgl. auch AZ vom 2. 12. 2009) aktualisiert dar.
sueddeutsche.de/…revolution-in-metern-tiefe-1.1738589
sueddeutsche.de/bayern/geothermie-1.1738589-2
„Wir stimulieren das heiße Kalkgestein in der Tiefe so, dass sich dort wasserdurchlässige Klüfte und Risse bilden“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Professor Klapperich.
„Stimulieren“ hört sich harmlos an. Die Hydraulische Stimulation ist aber nichts anderes, als das was der Volksmund als Fracking bezeichnet. Daneben werden bei der Tiefen-Geothermie die Säurestimulation und Kältefracks (CO2) angewandt.
Als petrothermales System ist die Geothermie Mauerstetten (Kaufbeuren II) geplant. Zur Erhitzung des zugeführten Wassers müssen Risssysteme im tiefen Untergrund geschaffen werden.
Laut Hauptbetriebsplan ist in Mauerstetten ein Kopfdruck von 314 bar geplant.
Zum Vergleich:
Im Baseler petrothermalen Projekt, das wegen der Erdbeben eingestellt wurde, betrug der Kopfdruck 296 bar.
Das St. Gallener Erdbeben vom 20. Juli war vom Bodensee bis ins Appenzellerland deutlich zu spüren. Hierbei handelt es sich um ein hydrothermales Projekt, wie z.B. auch für Bernried geplant.
„Wir fürchten, dass Hab und Gut unserer Bürger in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagte der Mauerstettner Bürgermeister Armin Holderried der SZ.
Bundesminister Altmaier will das Erdbeben-Risiko überwachen und schliesst Gefahren „nach menschlichem Ermessen“ aus. (siehe SZ)
Fachleute allerdings schliessen diese nicht aus, im Gegenteil. Experten für künstlich erzeugte Erdbeben
„Der für das St. Galler Projekt zuständige Stadtrat Fredy Brunner spricht von einer neuen Risikosituation. Denn «mit einer minimalen Stimulation wurde in einem lange Zeit stabilen Gestein eine maximale Wirkung in Form eines Erdbebens erzielt», sagt er gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag». «Den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung haben wir in diesem Fall nicht im Griff.» Die Stadtregierung könne die Risiken des Projekts nicht mehr kalkulieren.“ zitiert der schweizer Tagesanzeiger
Die Stadt Kaufbeuren wartet nun auf den Genehmigungsbescheid des Bergamts und wird dann über eine Klage gegen den Bescheid entscheiden.
„Der Name der Technologie: petrothermale Geothermie.“ schreibt die Süddeutsche Zeitung und zitiert Erwin Knapek: „Mit dem Verfahren wären der Geothermie in Bayern Tür und Tor geöffnet, denn dann bräuchte man kein heißes Wasser mehr im Untergrund“, sagt Erwin Knapek. „Es genügt ein Gestein, das wir wasserdurchlässig machen können.“
Wen wundert also, dass da die Angst umgeht?
Siehe auch:
Hot-Dry-Rock – weltweit nicht ein funktionierendes Kraftwerk
Siehe auch:
Experten für künstlich erzeugte Erdbeben
Siehe auch:
„induzierte Seismizität“ Bohrtechnik