Grosses Interesse fand die Veranstaltung der Uttinger Bauern in der bayerischen Verwaltungsschule Holzhausen / Utting am 22.3.2011.
Unter dem Motto „Die Verantwortlichen stehen Rede und Antwort“ moderierte Hartmann von der Tann durch den Abend.
Den Verantwortlichen für das Geschehen um die Tiefengeothermie räumten die Veranstalter ein unbegrenztes Rederecht ein, das somit zu Lasten einer Gegenrede ging. Hier setzten die Veranstalter auf ganz auf die Wahrnehmungs- und Kritikfähigkeit der Uttinger Bürger im Sinne von Demokratie und Bürgerverantwortung.
Abgesagt hatten vom Bergamt Bergdirektor Tönnesmann, das WWA-Weilheim, das Landratsamt Landsberg, das Ministerium für Wirtschaft (Büro Zeil).
Gar nicht reagiert hatten auf die persönliche Einladung ungefähr 70 % der Gemeinderatsmitglieder. Von den Ortsverbandsvorsitzenden der unterschiedlichen Parteien war dann letztendlich ebenfalls keiner anwesend.
Rede und Antwort standen deshalb nur Bürgermeister Josef Lutzenberger und Kraftwerksentwickler und Geograph Bernhard Gubo, als Geschäftsführer der GEOenergie GmbH.
Bürgermeister Josef Lutzenberger machte deutlich, dass es wohl keine Aussichten für Utting gibt, von dem geplanten Kraftwerk zu profitieren. Auch ein Fernwärmenetz läge kaum im Bereich des Machbaren.
Lutzenberger kündigte an, dass vor dem Bau eines Kraftwerks eine Umweltverträglichkeitsprüfung erstellt würde und letztendlich ein Bürgerentscheid – Pro oder Contra – den Ausschlag geben würde, ob das Kraftwerk überhaupt entstehen werde.
Unbeleuchtet blieb, dass die Gemeinde Utting keinerlei Einfluss auf alle bergbaulichen Tätigkeiten hat. Ausschliesslich bei baulichen Fragen / Kraftwerksbau (BGB) wird die Gemeinde gehört und kann u.U. Einfluss nehmen. Bis dahin hätte Gubo aber schon lange die Natur in der Ruppertsau planiert, hätte gebohrt und Geld versenkt. Ihm dann noch einen Kraftwerksbau zu versagen, würde sich für die Gemeinde u.U. schwierig darstellen.
Auch eine grosse UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) ist im Bergerecht nicht vorgesehen. Vor den Eingriffen in die Natur ist hier nur eine abgespeckte kleine Studie gefordert.
Der Geschäftsführer der GEOenergie GmbH nutze die vielen Fragen aus dem Publikum, um sich in Verkaufs-Redeergüssen zu verstricken. Besonders stolz erschien Gubo, als er dem Publikum erklärte, dass sein Risiko der Fündigkeit versichert sei.
Offen blieb aber der Umstand, dass sein Risiko über die KFW rückversichert ist, und damit vom deutschen Steuerzahler.
Etwas unredlich erschien den fachlich Eingeweihten die Darstellung von fliessenden Wasserströmen in der Tiefe Uttings, bzw. in der Entrachinger Störung. Die Auflösung einer 3D-Seizmik beträgt etwa 30 Meter (darin verschwindet schon mal ein ganzer Wohnblock) und Wasser stellt diese gar nicht dar. Die Porengrundwasserleiter bestehen meist aus Millimeter bis Zentimeter grossen Poren, in denen sich Wasser ansammeln kann. Von strömenden Flüssen kann hier kaum die Rede sein.
Die Frage aus dem Publikum, ob denn eine Wasserkühlung bei der Stromerzeugung aus Tiefer Geothermie weniger Lärm emittieren würde, beantwortete Gubo mit „Nein“.
Tatsächlich sind allerdings Wasserkühlungen wegen der fehlenden sehr lauten Lüfter um einiges leiser. Ebenso verbessert eine Wasserkühlung den extrem schlechten Wirkungsgrad dieser Kraftwerke.
Um Lärm drehte sich auch die Frage an Bürgermeister Lutzenberger, warum man das Kraftwerk nicht in das Gewerbegebiet legen könne. Laut Lutzenberger gebe es dort eine Lärmbegrenzung, die mit so einem Kraftwerk weitere Gewerbeansiedlungen behindern würde.
Die Frage danach, warum man nicht auf die unsinnige Stromerzeugung aus Tiefer Geothermie verzichten würde, sondern ein Geothermie-Heizwerk in der Nähe von potentiellen Wärmenutzern plane, wurde nicht gestellt. Sowohl eine Lärmbeeinträchtigung des Gewerbe,- und Siedlungsgebiets könne damit vermieden, als auch eine nachhaltigere Nutzung der Wärme für die Uttinger Bürger erreicht werden.
Ebenso blieb der Raubbau an den Recourcen unerwähnt. 90% der für die Stromerzeugung entnommenen Energie gehen ungenutzt als Abwärme verloren.
Der Verstrickung Gubos der bisher eher erfolglosen Tiefen-Geothermie in Deutschland mit Erfolgen der Geothermie in Island und Lardarello, setzte eine Rednerin vom „runden Tisch“ entgegen, dass sich die geologische Situation in den Hot-Spots Island und Lardarello nicht mit dem geologisch kalten Deutschland vergleichen liesse. Sowohl in Island, als auch in Lardarello kann über 300°C heisses Wasser aus geringer Tiefe gefördert werden, was den Wirkungsgrad der Kraftwerke erhöht, einen umweltgefährdenden Wärmeträger überflüssig macht und auch eine Kraftwärmekopplung ermöglicht.
Dies alles sei im geologisch kalten Deutschland nicht möglich.
In Windenergie und Biogasanlagen „gemacht“
Erfahren hat das Publikum von Gubo, dass er vormals in Windenergie und Biogasanlagen „gemacht“ hat.
Hier zeigte sich bereits die Sprachwahl als Verräter:
Die Kaufleute Gubo und Schmack haben in den letzten 15 Jahren ein nahezu unüberschaubares GmbH- und Fonds-Konglomerat erschaffen um Fördergelder aus dem EEG abzugreifen. In den Anfangsjahren investierten sie im Bereich der Windenergie (diese Anlagen werden jetzt durch Großindustrie im Offshore-Bereich oder durch Bürgergenossenschaften erstellt) später in Bioenergie (wegen der „Vermaisung“ jetzt durch die Regierung eingeschränkt), heute im Bereich Tiefengeothermie.
Investor des Projekts in Utting ist der BlueCrest Capital Management Guernsey LP, St Peter Port (Guernsey) Hedge Fund (Die Steueroasen Kanalinseln sind nach der Schweiz das 2.größte europäische Reservoir von Steuerfluchtgeld und Schwarzgeld)
Informations-Folder der Uttinger Bauern
Begleitend zur Veranstaltung hatten die Uttinger Bauern einen Folder erstellt, der die Thematik der Tiefengeothermie allgemein und für Utting darstellt.
Inhalt:
Vorwort von Hartmann von der Tann:
Nicht alles tun, was (technisch) möglich ist!
Gastartikel der BI Schutz Westufer Starnberger See e.V. (BIF UNAE):
Erneuerbare Energien – Energiewende verkehrt
Von Johanna Gruber, Entraching
Ein Alptraum oder … ?
Von Peter Bauer, Utting
ABC der tiefen Geothermie
Zum Folder der Uttinger Bauern: Hier öffnen
R.F-J.