Das „Augenmaß“ von Amokläufern – Notizen zur deutschen Energiepolitik im März 2012


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Das „Augenmaß“ von Amokläufern – Notizen zur deutschen Energiepolitik im März 2012
Von RÜDIGER HAUDE, 6. März 2012 –

Auszüge:

In diesen Tagen wird das Flaggschiff der Energiewende in Deutschland, die Photovoltaik, durch die Bundesregierung versenkt.

„Neue Netze? Ja bitte!“ Mit dieser semantischen Anspielung auf die Hauptparole der Anti-Atom-Bewegung wird die Behauptung aufgestellt, „neue Stromnetze“ seien „für die Energiewende unverzichtbar“. (4) Erstaunlicherweise ist diese These in der deutschen Diskurslandschaft der letzten zwölf Monate völlig hegemonial, obwohl sie eine Lüge ist. Denn für den Umstieg auf erneuerbare Energien werden benötigt: entweder neue „Stromautobahnen mit Höchstspannungsleitungen“ (5); oder ein intelligentes System dezentraler Speicher, die vor allem auch mit den vorhandenen Wind- und Sonnenstrom-Anlagen zu koppeln wären. Die erste – also Röslers – Lösung entspricht der Konzentration auf zentralisierte Produktionsanlagen, vor allem auf Offshore-Windparks oder das gigangtomanische Desertec-Programm. Eine Begleiterscheinung dieser Variante ist, dass die ökonomische Struktur der Stromerzeugung so bleibt wie sie ist: in den Händen von RWE, Vattenfall, E.on und EnBW. – Die zweite Lösung ist dezentral, sie rechnet viel mehr mit Bauern und Hausbesitzern als Stromproduzenten. Die intermittierend anfallende Wind- und Sonnenenergie wird dann nicht so sehr durch den Raum, sondern durch die Zeit transportiert. Die daraus resultierenden Netz-Strukturen sind viel weniger anfällig gegen Blackouts, wie sie beim unfallartigen oder terroristischen Kappen von Höchstspannungsleitungen entstehen können. Aber die Profite der ‚großen Vier‘ werden dabei geschmälert. Das verbietet natürlich Röslers „wirtschaftspolitische Vernunft“.

Das Mantra vom „Ausbau der Stromnetze“, der „mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt halten“ müsse (Rösler) (6), entspricht also durchaus der traditionellen wirtschaftspolitischen Ausrichtung der Union-FDP-Koalition zugunsten von Konzerninteressen. Dies ist noch klarer zu erkennen, wenn man ein Glanzstück von Röslers Energiepolitik betrachtet: Die „milliardenschweren“ Kosten des vermeintlich notwendigen Netzausbaus sollen per „Netzentgelt“ auf die Stromkunden umgelegt werden. …

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